Vorstellung der mittelalterlichen Kerlikalorden
Die hier aufgeführten Artikel stammen von : Dr. Ruth Hirschberg, Jochachim Meinicke, Ronald Vetter; Frank Dierkes, Ulrich Scheunemann und Carsten Baumann und sind alle nochmal in der Tavernenrubrik von Tempus Vivit unter folgendem Link : TEMPUS-THREAD ebenfalls zu finden
Die armen Brüder Christi vom Tempel Salomons zu Jerusalem - Die Templer
Mit der Verbrennung seiner Anführer im Jahre 1314 fand der Orden der stolzen, ganz in weiß gekleideten Ritter schon vor über 600 Jahren ein tragisches Ende. Bereits 1307 griff der französische Koenig Phillip einfach einige der vielen Gerüchte um den Orden auf und machte sie zu Anklagepunkten in seinem Prozess gegen den Orden. Die Anschuldigungen wurden vom Volk sofort geglaubt und auch der Papst verteidigte den Orden nur schwach.
Der Prozess gegen die " armen Brüder " wäre sicherlich nie zustande gekommen, hätte Koenig Phillip dies nicht mit aller Macht betrieben. Er vertrat einen universalen Machtanspruch in seinem Reich und hoffte das der Orden ihm durch seine Zerstörung nicht mehr in die Quere kommen würde. Da Phillip an chronischem Geldmangel litt wird vermutet das er sich nur die Reichtümer des Ordens unter den Nagel reißen wollte. Bereits im Jahre 1291 ging er gegen die lombardischen Bankiers vor, dann 1305 gegen die Juden. Die Beschuldigten wurden verhaftet und durften sich dann gegen ein Lösegeld wieder frei kaufen.
Über den Reichtum des Ordens ist allerdings zu Beginn des 14. Jahrhunderts nicht mehr viel zu erzählen, sicherlich ging der größte Teil beim Kampf gegen die Moslems verloren, doch blieben noch weit über 1000 landwirtschaftliche Betriebe in Frankreich. Der Mythos allerdings spricht auch noch von geheimen Schätzen wie zum Beispiel dem Heiligen Gral.
Zu den Anklagepunkten zählten unter anderem :
die Verleugnung von Christus, auf das Kreuz spucken, Homosexualität und obszöne Gesten bei der Aufnahme in den Orden, Stolz und Hochmut.
Bereits am 13. Oktober des Jahres 1307 folgte dann die Verhaftungswelle gegen alle Mitglieder des Ordens. Einige konnte fliehen, doch für viele endete hier das Leben als Ordensmitglied, sie wurden gezwungen den Orden zu verleugnen und weitere Anschuldigungen zu erheben. Der Koenig zog ihre Güter ein und wollte sie natürlich treu verwahren und der Kirche wurde es überlassen über die Templer zu richten. Am Samstag den 14. Oktober wurden die Gründe der Verhaftung aller Ordensmitglieder öffentlich angeschlagen.
Nur zwei Tage später schickte Phillip Briefe an die Mächtigen der Christenheit in denen er verlangte in allen anderen Ländern ebenfalls alle Templer zu verhaften. Hatte er vielleicht Angst das ein in England oder Spanien weiterlebender Orden Rache nehmen könnte am französischen Orden ?
Eduard II von England schickte sofort Briefe an die Herren von Portugal, Kastilien, Aragon und Sizilien, in denen er sie davor warnte den Verleugnungen gegen den Orden zu glauben, die einzig aus Habsucht in die Welt gesetzt worden waren.
Auch der Papst war anfänglich empört da die Leute von Koenig Phillip inzwischen mit den Verhören begonnen hatten und auch vor der Folter nicht zurück schreckten. Mit dieser Behandlung der Templer trat Phillip die Autorität des Papstes mit Füssen, um dem Papst zu zeigen wer denn eigentlich in Frankreich der Herrscher war. Clemens V, ein kranker und schwacher Papst schrieb zunächst nur einen Protestbrief in dem er darauf hinwies das er das Handeln von Phillip als Beleidigung gegen den heiligen Stuhl empfand, doch schon am 22. November 1307 veröffentlichte Clemens eine Bulle, Pastorales praeeminentiae ( über das Vorrecht der Kirche ) in der er alle Herrscher Europas dazu aufforderte die Mitglieder des Ordens in ganz Europa und Zypern zu verhaften und ihre Güter im Namen der Kirche einzuziehen. Mit dieser Bulle leitete er den Untergang des Ordens ein, denn in ihr wurde der Hauptvorwurf der Ketzerei wiederholt und diesmal seitens der Kirche anerkannt. Verschiedene Herrscher reagierten nur schleppend auf diesen Aufruf, so zum Beispiel in England und auf der iberischen Halbinsel, denn dort leistete der Orden einen wichtigen Kampf gegen die Moslems.
Doch die Verhaftungen gingen dann weiter, in England kam es zu 135 Verhaftungen. Nur in Aragon und auf Zypern konnten sich die Templer noch halten. Sie verschanzten sich in ihren Festungen, gaben aber bald auf. Neun Monate dauerte es bis der Befehl des Papstes europaweit ausgeführt war und die Templer in den Kerkern saßen und ihre Güter eingezogen waren. Es wurde immer wieder versucht die Verhandlungen gegen die Templer im Sande verlaufen zu lassen, doch Phillip ließ nicht locker und verteilte Flugblätter unter den Bürgern in denen er die Templer schlecht machte.
Der Druck auf Papst Clemens wuchs, so dass er am 22. März 1312 die Auflösung des Ordens verkündete. Sämtlicher Besitz es Ordens außerhalb der iberischen Halbinsel ging an den Johanniterorden. In Spanien und Portugal fand man erst 1317 eine Lösung.
Die Ritter vom deutschen Hause zu St. Marien in Jersalem - Der deutsche Orden
Der deutsche Orden ist einer der drei einflussreichsten Ritterorden zur Zeit der Kreuzzüge.
Seine Gründung wird auf das Jahr 1190, nach Beginn des dritten Kreuzzuges datiert. Der Orden wurde vom damaligen Papst Innozenz III bestätigt. Die Gründungsgeschichte liest sich so wie die des Johanniterordens. Ein deutscher Pilger gründete in Jerusalem ein Pilgerhospital, das bald viele deutsche zu fördern suchten.
Die Regeln des Ordens sollten denen des Johanniterorden gleichen wenn es um die Pflege der Armen und Kranken ging. Ebenso gab es Abschnitte der Templerregeln die für Mönche und Ritter Gültigkeit fanden. Im Kampf gegen die Ungläubigen traten auch die Mitglieder des Deutschen Ordens in seinem Ordensgewand auf. Man einigte sich auf einen weißen Umhang mit einem schwarzen Kreuz.
1209 wurde dann Hermann von Salza zum Großmeister ( Hochmeister )gewählt. Verbissen suchte er die Gleichstellung seines Ordens mit denen der Templer und Johanniter.
1217 wurde dem Deutschen Orden in Sizilien die gleichen Rechte wie den anderen beiden großen Orden zugesprochen. Papst Honorius III verlieh dann dem Orden das Privileg des Teilablasses für Almosen, so das als bald Schenkungen zur Haupteinnahmequelle des Ordens wurden. Wie auch bei den Tempelrittern wurde das idealistische Weltbild des Ordens schon bald durch irdisches Machtstreben abgelöst, so das der Kampf und nicht die Pflege, wie bei den Johannitern, im Vordergrund stand.
Die Ritter vom Hospital des heiligen Johannes in Jersalem - Die Johanniter
Im Jahre 1048, vereinbarte der aus Amalfi stammenden Kaufmann Pantaleone di Mauro mit dem Kalifen von Ägypten die Gründung eines Hospitals in Jerusalem. Es hatte die Aufgabe sich um schwache, kranke und verletzt Pilger zu kümmern.
Das Hospital wurde nördlich der Grabeskirche, in der Nähe der St. Maria Latina Kirche errichtet, welche ebenfalls von Kaufleuten aus Amalfi zwischen den Jahren 1014 und 1023 erbaut worden war. Neben dem Hospiz entstand eine Kappelle zu Ehren des heiligen Johannes dem Täufer. Daher wurde das Hospital bekannt unter dem Namen "Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem".
Unter dem Ordensgründer "Vater Gerad" entstanden weitere Hospize an den Pilgerwegen nach Jerusalem Am 15 Juli 1099 wurde Jerusalem nach 5-wöchiger Belagerung durch das europäische Kreuzfahrerheer eingenommen und alle Moslems und Juden wurden in einem schrecklichen Massaker abgeschlachtet.
Gottfried von Boullion, seinerzeit der Heeresführer des ersten Kreuzzuges, spendete dem Hospital Land und monetäre Mittel, um seine Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Nach der Gründung des Königreichs Jerusalem entstand die militärische Notwendigkeit die Hospitäler und Ländereien zu beschützen. Daher reformierte Raimund de Puy den Orden nach dem Vorbild des Templerordens und der Ordensregel des Bernhard v. Clairvaux, welche vom Konzil von Troyes im Jahre 1126 bestätigt wurden, und führte die ritterliche Linie und die der dienenden Brüder und Schwestern ein.
Folgend dem Verlust von Akkon im Jahre 1291, übersiedelten die verbliebenen Hospitaliter nach Zypern. Als König Philipp IV "Der Schöne" zwischen den Jahren 1307 und 1314 den Templerorden verfolgte und auflöste, gewann der Johanniterorden viele Mitglieder und Besitztümer. Unter Großmeister Fulko de Villaret nahmen die Hospitaliter in einem gewagten Handstreich die Insel Rhodos. Dies wurde der Zentrale Dreh und Angel Punkt der Mittelmeerverteidung und die Hospitaliter wandelten sich mehr und mehr zu einer bedeutenden Seemacht, Ihre Vormachtstellung auf Rhodos hielten sie bis zum Jahre 1523.
Der spanische König Karl V. übergab den Hospitalitern nach ihrer Vertreibung von Rhodos die Insel Malta, welche diese sofort zu einem neuen Bollwerk ausbauten. Der Feiertag des Ordens, der 7. September erinnert noch heute an die glorreiche Verteidigung Maltas gegen die türkischen Invasoren im Jahre 1565 und die Errichtung der neuen Hauptstadt, benannt nach dem Großmeister, der diese Schlacht gewann: La Valetta.
Malteser
Der Malteserorden ist der katholische Zweig des alten Johanniterordens. Nachdem der Ordensstaat der Johanniter auf der Mittelmeerinsel Rhodos 1522 von den Türken erobert worden war und der deutsche Ordenszweig Brandenburg sich der Reformation angeschlossen hatte, konnte der katholische Zweig neu aufgebaut werden. Er erhielt von Kaiser Karl die Insel Malta - daher die Bezeichnung "Malteser" - als Lehen und konnte nun dort seine Wirksamkeit entfalten. Dabei entstanden die modernsten medizinischen Einrichtungen der damaligen Zeit, erneut wurden Festungen und eine Flotte zur Verteidigung des Abendlandes gegen die Türken aufgebaut. 1548 erhielt der Großprior in Deutschland von Kaiser Karl V. für sich und seine Nachfolger die Würde eines Reichsfürsten.
Der Belagerung von Malta durch das Türkenheer im Jahr 1565 konnte der Malteserorden widerstehen. Aber während der Reformation verloren die Malteser ihre englischen und deutschen, während der Französischen Revolution ihre französischen Besitzungen, dennoch spielte der Orden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in der europäischen Geschichte eine bedeutende Rolle. Die Russen boten sich als Schutzmacht an, doch konnte das napoleonische Heer die Insel 1798 - nach fast 270 Jahren Ordenspräsenz auf Malta - kampflos einnehmen; letzter Großmeister des Ordens war der Deutsche Ferdinant von Hompesch. 1798 verlagerte sich der Konvent nach Triest, 1834 siedelte er nach Rom über; zu diesem Zeitpunkt hatte Rußland sämtliche Güter der Ritter innerhalb seiner Territorien konfisziert. Der Orden behielt seine Souveränität, der neue Sitz in der Via Condotti blieb exterritorial.
Die Malteser bilden heute eine religiöse Gemeinschaft und einen Ritterorden. Letzterer unterteilt sich in fünf große Priorate und eine Anzahl nationaler Versammlungen, die diplomatische Verbindungen zum Vatikan und verschiedenen Ländern pflegen. 1998 hatte der Souveräne Malteser-Ritterorden 12.000 Mitglieder in 42 nationalen Assoziationen, unterhält diplomatische Beziehungen zu 81 Staaten, hat Beobachterstatus in der UNO und ist mit einer Vielzahl von Hilfswerken und Hilfsprogrammen weltweit caritativ tätig; er unterhält Krankenhäuser, Unfallambulanzen sowie Versorgungseinrichtungen für Kriegsopfer und Flüchtlinge.
In Deutschland wurde für die katholischen Ordensritter 1859 die Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Malteserritter und 1867 der Verein der Schlesischen Malteserritter gegründet, beide schlossen sich 1992 zur Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser-Ritterordens zusammen. 1953 erfolgte die Gründung des Malteser-Hilfsdienstes durch zwei deutsche Malteser-Assoziationen und den Deutschen Caritasverband. So ist der Orden heute in Deutschland Träger des Malteser-Hilfsdienstes, der Krankenhäuser, Hospize, Alten- und Pflegeheime betreibt, Umsiedlern und Asylbewerber betreut, Katastrophenhilfe, Ausbildung in Erster Hilfe, Betreuung Schwerkranker auf Pilgerfahrten, z.B. nach Lourdes, und anderes mehr leistet.
Malteserritter tragen schwarze Mäntel mit dem weißen, achtspitzigen Malteserkreuz. Der Rang des als Prinz angeredeten Großmeisters entspricht dem eines Kardinals.
Erst im Jahre 1798 verloren die Hospitaliter die Insel an Napoleon. Der letzte Großmeister des Ordens Baron von Hompesch übergab die Insel kampflos. Daraufhin zerbrach der Orden in Verschiedene Organisationen.
Die bekanntesten sind :
- Der protestantische Orden der Johanniter (-> Johanniter Unfall Hilfe)
- Der katholische Orden der Malteser (-> Malteser Unfallhilfe)
Trotz einer starken Verbreitung im 13. Jahrhundert, auch im deutschen Sprachraum, ist dieser Orden heute nahezu vergessen! Dementsprechend ist wenig bekannt, wie zum Beispiel über die Ordensbekleidung nichts überliefert zu sein scheint!
Der Beiname "Wilhelmiten" wurde auch auf den Orden der "Benediktiner - Eremiten von Montevergine" angewandt , dessen Begründer Wilhelm von Vercelli (gestorben 1142) war. Wilhelm von Vercelli hatte eine größere Bedeutung als Reformer, u.a. auch am Hofe Rogers II. von Sizilien. Unter den WILHELMITEN verstehen wir heute den ORDO FRATRUM EREMITARUM S. GUILLELMI. Es handelt sich um eine - zunächst italienische - Eremiten - Vereinigung, die sich um 1157 in Malaville (Bistum Grosseto) , am Grab des heiligen Wilhelm (St. Guellmo) von Malaville, zusammenschlossen.
Sie richteten sich nach der Benediktiner - Regel und fügten später die "Gewohnheiten" (Consuetudines) des Zisterzienser - Ordens hinzu. Im Jahre 1256 kam es zu einem, von Papst Alexander IV. verfügten, Zusammenschluß verschiedener Eremiten - Gemeinschaften unter der Augustiner - Regel. Es entstanden die "AUGUSTINER - EREMITEN". Von diesem Orden trennten sich die WILHELMITEN wieder, bereits im Jahre 1266! So ist der ORDO FRATRUM EREMITARUM S. GUILLELMI auch nicht als ein Bettelorden anzusehen. Im Vordergrund seines Wirkens stand, in erster Linie die Kontemplation, die Feier der Liturgie, also die Erfüllung der Benediktinischen Regel. Aber auch die praktische Seelsorge (Gottesdienst, Beichte) .
Wie bereits erwähnt, war die Verbreitung der WILHELMITEN im Mittelalter - auch im "Deutschen Sprachraum", nicht ganz unbedeutend. Die AutorInnen des "Thüringer Klosterbuches" , von der Universität Erfurt, ist die Online - Stellung sämtlicher bekannter Klöster, im heutigen Thüringen, zu verdanken, so auch der bekannten Wilhelmiten - Konvente. Andere Wilhelmiten - Klöster gab es, zum Beispiel, in Oberried (Raum Freiburg), Hofsgrund, in der heutigen Schweiz und Gräfintal, im heutigen Saarland .
stirbt. 1229 - Papst Gregor IX. mildert die strengen Ordensregeln.
1235 - Tod des Grafen Heinrich von Blieskastel. Erbtochter Elisabeth heiratet Berthold von Su1z und wird vom Bischof von Metz mit Blieskastel belehnt.
1239 - Die Erste Ehe wird für nichtig erklärt, Elisabeth verbindet sich mit Graf Rainald von Bitsch, der sich ab dem Jahre
1240 - Graf von Blieskastel nennt.
ca. 1243 - Elisabeth gründet Gräfinthal und beruft die Wilhelmiten dorthin, Übertragung des Gnadenbildes.
1253 - Kirchliche Einsegnung der Ehe zwischen Gräfin Elisabeth und Graf Rainald.
1273 - April Gräfin Elisabeth stirbt und wird in der Gräfinthaler Klosterkirche beigesetzt.
1274 - Errichtung des Grabmales (Hochgrab, Nischengrab).
um 1300 - Neu- oder Umbau der Kirche.
1304, Juni - Erwähnung eines St.Michaels-Altares (Pöhlmann, R.6).
1315 - Kloster in Schulden, Verpfändung der Gülten auf dem Neuenberg in
Wittersheim und Ormesheim (Pö., R.10).
Der Antoniter - Orden wurde ursprünglich, - also im Mittelalter, als Antonier - Orden bezeichnet. Die erste Antonier - Gemeinschaft wurde um 1065, als LAIENBRUDERSCHAFT, in La - Motte - aux - Bois (Dauphine´)gegründet. Ihre Aufgabe war die Pflege der vom ANTONIUSFEUER ("Mutterkornbrand") befallenen Kranken.
Ca. zwei Jahrzehnte vor der Gründung dieser Gemeinschaft, waren die Reliquien des Heiligen Antonius (auch: Antonius der Große, Antonius der Einsiedler, Tod ca. 350), vermutlich nach Dauphine´ gebracht worden!
Im elften Jahrhundert grassierte die Seuche, die "heiliges Feuer" und auch Antoniusfeuer, genannt wurde, in weiten Bereichen Westeuropas! Zur Begriffsbildung "Antoniusfeuer" war es gekommen, weil der Heilige Antonius als (Not)Helfer gegen diese Krankheit galt.
Ebenfalls Ende des elften Jahrhunderts, entstand - im Zusammenhang mit Wallfahrten nach Saint - Antoine - eine Laienbruderschaft zur Versorgung der Pilger. Diese Gemeinschaft war übrigens dem Benediktinerkloster von Arles unterstellt.
Beide Laienbruderschaften verschmolzen und verbreiteten sich im zwölften Jahrhundert in Italien, Spanien, Deutschland und sogar im "Heiligen Land".
Der Begriff ´Antoniusschwein´ erklärt sich aus den Zusammenhängen des Ordens: Wenn Schweine an die Antoniter - Häuser, als Nahrung, geliefert wurden, wurden sie mit einem T gekennzeichnet (wobei es sich um eine stilisierte Wiedergabe einer Krücke >Gehhilfe<, handeln soll).
Dieses Zeichen erwählte sich die Bruderschaft in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Es wurde in HELLBLAUER FARBE auf dem Gewand getragen.
Die Organisation des Ordens der Antonier entsprach der eines ritterlichen Spitalordens (Ritterordens): Ballei (Provins) und Präzeptorei, bestehend aus einer oder mehrerer Balleien, mit einem Magister, Rektor oder später Präzeptor, an der Spitze.
Der Orden erhielt 1232 neue Statuten (die drei Ordensgeln und eine einheitliche Gewandung). Die größte Entfaltung hatte der Orden im vierzehnten Jahrhundert, als er sich mit 400 Spitälern über ganz Europa erstreckte.
Antoniter - Schwestern gab es vermutlich schon von Anfang an. Die HOSPITALITERINNEN DES HEILIGEN ANTONIUS wurden 1247 von Innozenz IV. als selbständiger Orden, nach der AUGUSTINUSREGEL, anerkannt.
1297 erhob Bonifaz VIII. das Mutterhaus der Hospitaliterinnen zur Abtei.
Im 16. Jahrhundert erlebte der Orden seinen Niedergang und wurde
1776/77 den Maltesern/ Johannitern, inkorporiert.
1803 verschwanden die letzten Ordenshäuser in Köln/Höchst.
Quelle:
DENZLER, GEORG und ANDRESEN, KARL: "Wörterbuch Kirchengeschte.", dtv, München, 1997. S. 72/73. http://www.socialchronik.de/index.htm
Über den Stifter des ersten Antoniter-Klosters rankt sich die Legende, daß dem Grundherrn von LaMotte bei Bois imTraum der Heilige Antonius, umgeben von vielen Krüppeln erschienen sei. Der Heilige habe dem Grundherrn einen Stab gegeben, der wie ein ´T´ geformt gewesen sei. Als der Stab eingepflanzt wurde, habe er angefangen zu sprießen. Blätter, Blüten und Früchte seien aus dem Stock gewachsen. Später wird der Heilige Antonius manchmal mit einem Stab, der eine ´T-Form hat und mit einem Schwein mit kleiner Glocke, dargestellt.
http://www.heiligenlexikon.de/Orden/Antoniter.htm :
Antoniter
Der Antoniusorden, die Antoniter oder Antonianer, wurde 1059 in St-Didier-de-la-Motte in der Dauphiné in Südfrankreich gegründet. Der französische Edelmann Gaston soll ihn als Dank für die Heilung seines Sohnes vom "Antoniusfeuer", einer im Mittelalter in Europa verbreiteten ansteckenden Seuche, gestiftet haben. Der Name erinnert an Antonius, den Großen, den Vater des Möchtums. Papst Urban II. bestätigte 1095 den Orden als Laienbruderschaft, Papst Bonifatius VIII. wandelte ihn 1298 in einen Chorherrenorden um. Von 1217 an widmeten sich die Antoniterchorherrenstifte besonders der Krankenpflege, 365 Spitäler wurden in den 3 folgenden Jahrhunderten gezählt. Die Antoniter tragen über schwarzem Chorkleid einen schwarzen Mantel mit hellblauem T-Kreuz.
Die "Kongregation der Regularkleriker vom heiligen Paulus", zunächst "Paulaner" genannt, hatte die Aufgabe der Erziehung der Jugend. 1530 wurde die Gemeinschaft von Antonius Maria Zaccaria unter Mitarbeit von Bartholomäus Ferrari und Jakob Anton Morigi gegründet. Nach der päpstlichen Anerkennung 1533 und einem Umzug ins Kloster S. Barnaba in Mailand wurde der Orden "Barnabiten" genannt. Das Anliegen blieb die Hebung des sittlichen Niveaus aller gesellschaftlichen Schichten, vor allem auch des Klerus.
Noch im Gründungsjahr konnte Antonius Maria Zaccaria die Gräfin Luise Torelli von Guastalla bewegen, einen Frauenorden mit ähnlicher Aufgabenstellung zu stiften: den Orden der "Angeliken", der Engelsschwestern, der aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder erlosch.
Heute gibt es weltweit noch 71 Häuser der Barnabiten mit rund 300 Priestern, keines davon inDeutschland
Die Kapuziner - lateinisch "Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum" - sind ein selbstständiger Zweig des Franziskanerordens. Sie entstanden als Reformgruppe, wurden 1528 durch Papst Clemens VII. anerkannt und verpflichten sich zu noch radikalerer Armut. 1538 entstand in Neapel als Untereinheit der Franziskaner-Klarissen die Schwesterngemeinschaft der Kapuzinerinnen.
Kapuziner leben als "gemäßigte Eremiten", die sich der wortgetreuen Einhaltung der von == Franz von Assisi aufgestellten Ordensregel verpflichten. Ein seelsorglicher Schwerpunkt ist ihr sehr volksnahes Apostolat, das sich vor allem in feurigen und dramatischen Bußpredigten äußerte, daher der Ausdruck "Kapuzinerpredigt". Ihre Beliebtheit unter den Katholiken verdanken die Kapuziner vor allem auch ihrem Engagement für Arme und Notleidende, Obdachlose und Kranke.
Kapuziner tragen einen Bart und ein braunes Habit, mit Strick gegürtet und eine braune Kapuze, daher ihr Name.
Zum Orden gehörten laut päpstlichem Jahrbuch 1989 weltweit 11.844 Mitglieder
Der Berg Karmel, Aufenthaltsort des großen alttestamentlichen Propheten Elias und seiner Jünger, galt auch den jungen Christen als heiliger Ort und schon sehr früh hatten sich dort Einsiedler und Eremiten niedergelassen. Unter der Führung des französischen Einsiedlers Berthold wurde der Karmeliter-Orden im 12. Jahrhundert in Palästina gegründet.
Während der Kreuzzüge nahm das mönchische Leben enormen Aufschwung. 1209 erbaten sich die Mönche vom Patriarchen von Jerusalem, Albert von Jerusalem, eine verpflichtende Regel, die dann 1226 von Papst Honorius III. bestätigt wurde. Die ursprüngliche Ordensregel war äußerst streng und schrieb Armut, Einsamkeit und den Verzicht auf Fleisch vor. Mittelpunkt der Regel ist: "Jeder bleibe in seiner Zelle, Tag und Nacht das Gesetz des Herrn betrachtend und im Gebet wachend."
Aus Furcht vor den siegreichen Sarazenen flohen viele Mönche nach Europa zurück, vor allem nach Süditalien, aber auch nach England. Anfangs blieben sie bei ihrem strengen Einsiedlerleben: in ständigem Schweigen und unter Verzicht jeglicher Fleischspeisen. Die Karmeliter wurden von dem Engländer Simon Stock in einen Bettelorden umgewandelt. Die Anpassung an die abendländische Lebensweise führte zur Milderung der Vorgaben, nur reformerische Karmeliten hielten sich an die strengere Ordensregelung.
Während des 16. Jahrhunderts bildete sich ein unabhängiger Zweig des Ordens heraus: die Unbeschuhten Karmeliten, die zum Zeichen äußerster Enthaltsamkeit keine Schuhe trugen und die Reformen des spanischen Mystikers Johannes vom Kreuz befolgten. Diese Reform versuchte, den Geist der ursprünglichen Regel von Albert von Vercelli wiederaufleben zu lassen.
Von den Nonnenorden der Karmelitinnen ist der Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen der bekannteste. Er wurde im 16. Jahrhundert von der spanischen Mystikerin Teresa von Ávila gegründet. Die Karmelitin widmete ihr Leben völlig der Kontemplation, dem Gebet, der Buße, harter Arbeit und der Stille. Die Nonnen leben in strenger klösterlicher Abgeschiedenheit, essen nie Fleisch, ihre Hauptbeschäftigungen sind Kontemplation, Missionsarbeit und Theologie. Der Karmelitenorden hat einige der bedeutendsten römisch-katholischen Mystikerinnen und Mystiker hervorgebracht.
Karmeliter tragen eine schwarze - auch braune - Tunika, weißes Skapulier und einen weißen Radmantel, auch mit einem Stern auf der Brust.
Heute gehören zum Karmeliterorden 3.592 Männer nach Stand von 1989 laut päpstlichem Jahrbuch.
Der Mönchsorden der Kartäuser wurde von == Bruno gegründet , der sich 1084 mit sechs Genossen in die Einsamkeit von Chartreuse bei Grenoble zurückzog. Sie führten ein Einsiedlerleben, trugen grobe Kleidung und ernährten sich von Gemüse und trockenem Brot. Nachdem der Orden 1170 die päpstliche Anerkennung erhielt, erfuhr er eine rasche Verbreitung. Sein Motto lautet: "Auch wenn die Welt sich ändert, das Kreuz steht fest."
Gegenwärtig befolgt der Orden die im Jahre 1682 durch Papst Innozenz XI. bestätigten Regeln. Die Kartäuser teilten sich in zwei Gruppen, die "patres" , die "Väter" und die "conversi", die Laienbrüder. Jeder Vater lebte in einer gesonderten Zelle, die ein Strohbett, ein Kissen, eine wollene Decke sowie Werkzeug für Handarbeiten oder Schreibzeug enthielt. Die Mönche verließen ihre Zellen nur an Feiertagen oder zu den Begräbnissen eines Ordensbruders. Neben den längeren, jährlich eingehaltenen Fastenzeiten wurde dreimal wöchentlich bei Brot, Wasser und Salz gefastet. Der Genuß von Fleisch und Wein, wenn nicht mit Wasser gemischt, war ihnen verboten. Abgesehen von seltenen Gelegenheiten war grundsätzlich vollkommene Stille geboten.
Diese strenge Enthaltsamkeit wird mit kleinen Änderungen auch weiterhin von den Kartäusern gepflegt. Einstmals umfaßte der Orden 16 Provinzen und rühmte sich der großartigsten Klöster der Welt, einschließlich La Grande Chartreuse, die heute ein Museum mit Bauten aus dem 17. Jahrhundert ist, sowie der Certosa di Palva bei Mailand, die als nationales Baudenkmal gilt. Kartäuser tragen ein weißes, gegürtetes, faltenreiches Gewand und ein breites, weißes Skapulier mit Laschen und Kapuze.
Der Orden der Kartäusernonnen wurde in Salette an der Rhône um 1229 gegründet. Sie befolgten die gleichen Regeln wie die Kartäusermönche
Die Redemptoristen, die "Kongregation des allerheiligsten Erlösers", sind ein 1732 von Alonso Maria di Liguori bei Neapel gegründeter Missionsorden - nach dem Gründer auch "Liguorianer" genannt - der sich vorrangig um die Verkündigung und Seelsorge in den ärmeren Volksschichten bemühte. Der Name leitet sich ab von "Redemptor", "Erlöser". Mit allgemein verständlichen, teilweise theatralischen Mitteln sollte die verarmte Landbevölkerung und die Armen in den Städten für die Kirche gewonnen werden. In der Verkündigung an die Armen, die Kleinen und Vergessenen sah der Ordensgründer die besondere Art der Nachfolge, wie sie die Redemptoristen leben sollten. Als Ideal seiner Gemeinschaft sah er die Gemeinschaft Jesu mit den Aposteln vor: so wie Jesus mit den Aposteln predigend durch Palästina zog, so sollten auch die Redemptoristen gemeinsam, als apostolische Gemeinschaft predigend, durch das Land ziehen.
Nachdem Benedikt XIV. die Gemeinschaft 1749 bestätigt hatte, verbreitete sie sich rasch über ganz Italien, in Deutschland und in der Schweiz. Die Lücke in der missionarischen Arbeit, die die Auflösung des Jesuitenordens 1773 hinterließ, füllten danach die Redemptoristen aus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangte der Orden auch nach England, Nord- und Südamerika sowie nach Australien. Im 19. Jahrhundert gab es innerhalb der Kongregation eine starke spirituelle Bewegung gegeben, die das eine geistliche Ziel der Kongregation aufgespalten hat: in die Nachfolge Christi, die im Kloster und durch das innerhalb des Klosters geführte Ordensleben erfolgte, und in die apostolische Tätigkeit, die außerhalb des Klosters stattfand. Beide Elemente waren, wenn auch aufeinander bezogen, so doch voneinander getrennt. Nach dem II. Vatikanischen Konzil kam es zu einer erneuten Besinnung auf die Spiritualität des Anfangs: die Einheit der Nachfolge ist wiederhergestellt worden. Die Nachfolge Jesu wird nun beschrieben durch den Begriff «apostolisches Leben», der sowohl das in besonderer Weise Gott geweihte Leben der Redemptoristen wie auch ihre missionarische Tätigkeit umfasst.
Die Kongregation ist heute in allen Erdteilen verbreitet. Weltweit zählt sie 5600 Mitglieder, davon etwa 250 in den beiden deutschen Provinzen Köln und München. Die Redemptoristen hatten zunächst eine stark zentralistische Struktur. Seit dem II. Vatikanischen Konzil hat eine starke Dezentralisation stattgefunden.
Es gibt verschiedene Kongregationen für Männer oder Frauen unter diesem Namen:
Zusammen mit Madame Johanna Franziska de Chantal gründete Franz von Sales 1610 den Orden der "Frauen von der Heimsuchung Mariens", die Salesianerinnen, als Orden, der einerseits sehr kontemplativ sein sollte, andererseits aber auch der tätigen Nächstenliebe verpflichtet. Dieser Orden nahm auch auf, wer aufgrund körperlicher Gebrechen von anderen ausgeschlossen war. Die Nonnen tragen schwarze Tracht mit silbernem Brustkreuz.
1846 gründete Johannes (Don) Bosco das "Oratorium vom Heiligen Franz von Sales", ab 1859 erwuchs daraus die Kongregation der Salesianer mit der Aufgabe der Erziehung schwieriger Jugendlicher und der äußeren Mission, die 1874 von Papst Pius IX bestätigt wurde. Noch Johannes´ Lebzeiten gab es schon 250 Häuser in Europa und Amerika, die in seinem Geist arbeiteten. 130.000 Jungen fanden darin ein Zuhause, jährlich wurden 18.000 Lehrlinge ausgebildet; 6.000 Priester sind allein zu seinen Lebzeiten daraus hervorgegangen. Der weibliche Zweig wurde 1872 gegründet und wird ebenfalls als Salesianerinnen bezeichnet.
Aloisius Alexander Brisson, Beichtvater im Nonnenkloster von Troyes, gründete 1866 gemeinsam mit => Franziska Salesia Aviat die Kongregation der "Oblatinnen des Heiligen Franz von Sales" und 1875 nach langem Drängen der Heimsuchungsschwester Marie de Sales Chappuis die Priestergenossenschaft der "Oblaten des Heiligen Franz von Sales", deren Mitglieder die Erziehung der Jugend und der Seelsorge pflegen. 1897 wurde dieser männliche Zweig der Salesianer vom Papst bestätigt, der weibliche Zweig erhielt 1911 die Anerkennung durch den Papst.
Der Somasker-Orden wurde gegründet von Hieronymus Ämiliani, der in der Krankenpflge vorbildliches leistete: Er pflegte Kranke, betreute Sterbende, begrub die Toten. Für umherstreunende Kinder richtete er Waisenhäuser ein. Beeindruckt schlossen sich ihm andere Menschen an; daraus entstand 1528 der Orden der Somasker, benannt nach dem Gründungsort Somaska.
Heute ist der Somasker-Orden in Italien tätig, in Belgien gibt es einen Orden der "Brüder vom heiligen Hieronymus Ämiliani".
1641 gründete in Paris ein katholischer Pfarrer die Weltpriester-Kongregation der Sulpizianer, benannt nach Sulpicius II. von Bourges, deren Aufgabe die Erziehung von Klerikern ist und deren Seminar in Paris eine herausragende Schule für französische Priester war.
Die Theatiner wurden 1524 von Kajetan von Thiene und von Bischof Caraffa von Chieti, dem späteren Papst Paul IV., als Kongretation der "Regulierten Kleriker" gegründet. Der Orden nennt sich nach dem lateinischen Namen der Stadt Chieti: Theate. Ihre Losung ist ein Jesuswort aus der Bergpredigt: "Suchet zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, dann werden euch alle Dinge hinzugefügt werden." (Matthäusevangelium 6, 34). Schon nach wenigen Wochen wurde der Orden päpstlich anerkannt. Die Kongregation breitete sich schnell in ganz Italien aus und wurde neben den Jesuiten zur wichtigsten Kraft der Reform in der katholischen Kirche.
Der weibliche Zweig der Theatinerinnen wurde 1583 von == Ursula von Benincasa gegründet.
Die Trappisten sind im 17. Jahrhundert als Reformzweig aus dem Zisterzienserorden entstanden und bilden einen eigenen Orden, der sich durch strenge Schweige-Regeln sowie strikte, weltabgeschiedene Buß- und Gebetsübungen auszeichnet.
1662 führte == Armand Jean Le Bouthillier de Rancé, ein Adliger, der vom Zisterzienserkloster von Notre Dame de la Trappe als Abt empfohlen wurde, Reformen und eine strenge Askese ein. De Rancés Regel wurde so berühmt, daß die Anhänger den Namen Trappisten erhielten. 1792, während der Zeit der Französischen Revolution, wurden die Trappisten aus ihrem Kloster vertrieben, wanderten daraufhin in die Schweiz, nach Rußland sowie nach Deutschland aus und kehrten 1814 nach Frankreich zurück.
1892 wurden alle reformierten Zisterzienserklöster zu einem unabhängigen Orden vereinigt. 1902 erhielt er den Namen "Reformierte Zisterzienser" oder "Zisterzienser der strengen Observanz". Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde einigen Trappistenklöstern die Lockerung ihrer Disziplin gewährt.
Diejenigen Trappisten, die immer noch die traditionelle Regel befolgen, gehören zu den asketischen Orden der katholischen Kirche. Ihr Tagesablauf umfaßt Gebete, Lektüre und Handarbeit. Sie essen, schlafen und arbeiten in völliger Stille und essen weder Fleisch, Fisch noch Eier. De Rancé verbot auch jegliche intellektuelle Tätigkeit; dagegen fördern die heutigen Trappisten die Gelehrsamkeit.
Die Ordensmitglieder unterscheiden sich in Laienbrüder und Kleriker. Ihre Kleidung ist das weiße Ordensgewand, mit naturfarbenem Gürtel und schwarzem Schulterkleid. Wie bei den Männern gibt es auch bei den Frauen entsprechende Orden der Trappistinnen.
In den frühen achtziger Jahren dieses Jahrhunderts gab es weltweit über 60 Trappistenklöster mit etwa 3.000 Mönchen und Nonnen.
Die Gesellschaft der Ursula, gegründet 1535 von Angela Merici, wirkt heute vor allem im Unterrichts- und Lehrbereich der Kirche, unterhält z. B. zahlreiche Schulen und zählt zu den am weitesten verbreiteten Frauenklostergemeinschaften.
Angela Merici rief die Gesellschaft ins Leben als eine Gemeinschaft von Frauen, die sich einerseits ganz der Kirche weihen, andererseits aber nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit wohnten, sondern weiter ohne Gelübde und Klausur in ihren Familien lebten, sich jedoch an die Gebote der Ehelosigkeit, Armut und des Gehorsams halten sollten. 1535 bestätigte Papst Klemens VII. den Orden, dem Angela Merici ab 1537 als erste Oberin vorstand. Ursprünglich bildete der Schwesternorden eine offene Einrichtung, ab 1572 lebten sie in Mailand, ab 1596 auch in Avignon als geschlossene Gemeinschaften, nun wandelten sich die Ursulinen in eine Klostergemeinschaft um. In der Folge entwickelten sich die Ursulinen zum bedeutendsten Frauenorden für die Erziehung und Unterweisung junger Mädchen.
Während der Französischen Revolution wurde der in Frankreich streng abgeschiedene Orden zeitweilig aufgelöst. Über Paris und Bordeaux gelangten die Ursulinen im 17. Jahrhundert nach Nordamerika.
Die Klausurvorschriften beinhalten heute Zurückgezogenheit und Jungfräulichkeit. Der Orden hat weltweit circa 13.000 Mitglieder, die Zentralleitung sitzt in Rom.
Das insgesamt wohl bekannteste Mitglied dieses Ordens, wurde nicht wegen seines Wirkens in einer der Kongregatitonen oder im Verbund, zur religions.- und kulturhistorisch bedeutenden Persönlichkeit, sondern eher umgekehrt, wegen seines Bruches mit der Ordensregel, wegen seines Austrittes, und vor allem natürlich wegen den größtenteils "radikalen" Änderungen, die er - wenn nicht beabsichtigte - so doch mit bewirkte und die heute mit dem Stichwort REFORMATION zusammengefaßt werden: MARTIN LUTHER
Die Augustiner - Eremiten im Mittelalter
Die Augustiner - Eremiten standen aber in der Tradition von anderen, m. e. ebenso bedeutenden Reformbestrebungen im Hochmittelalter, nämlich der ARMUTSBEWEGUNG, im frühen 13. Jahrhundert, die zum Einen über die Ketzerbewegung, zum anderen über die Heiligen Franziskus von Assisi und Dominikus und deren Ordensgründungen, ganz weite Teile der Gesellschaft, ergriffen hatte. So auch den Hochadel, was zum Beispiel die - aus heutiger Sicht - tragische Geschichte, der Elisabeth von Thüringen, sehr anschaulich belegt 2.
Die Augustiner - Eremiten zählen, neben den Franziskanern, den Dominikanern und den Karmeliten, zu den vier bedeutenden Bettelorden, die im Hochmittelalter entstanden sind.
Im Vergleich zu den Franziskanern und den Dominikanern, war die Entstehung und Entwicklung des Augustiner - Eremiten - Ordens weniger geradlinig und klar: (Zitat:) "Dieser Orden, durch Zusammenschluß verschiedener italienischer Eremitenkolonien entstanden, war ganz und gar das Werk der päpstlichen Kurie. Hier fehlte die große Stiftergestalt!" 3
Die Geschichte des Ordens begann 1256, als Papst Alexander IV. 4, den Zusammenschluß mehrerer italienischer Eremitengemeinschaf-ten, "zwangsweise"5, durch die päpstliche Bulle Licet ecclesiae catholicae, verfügte.
Diese ersten, dazugehörenden Eremitengemeinschaften, lebten seit 1243 nach der Augustinus - Regel 6 .
Das Eremitentum hatte, im Zuge von reformerischen Erneuerungs-bestrebungen, im 10. und 11. Jahrhundert eine "Wiederbelebung" erfahren und hatte zunächst Einfluß auf die Benediktiner genommen.
Selbstständige Formen des Eremitentumes entwickelten sich zunächst in Regionen, in denen östliche Traditionen aus der Spätantike und dem Frühmittelalter, noch relativ lebendig waren, wie zum Beispiel in Süditalien.
Wie bereits oben erwähnt, entwickelten sich die Augustiner - Eremiten, wie gesagt, ebenfalls im Rahmen von Reformbestrebungen, nämlich der hochmittelalterlichen Armutsbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts.
Die Augustiner - Eremiten als mittelalterlicher Bettelorden
Bereits im 13. Jahrhundert galten die Augustiner - Eremiten als BETTELORDEN, obwohl er erst 1567, von Papst Pius V., als Bettelorden offiziell anerkannt wurde 7.
Hier seien kurz die, meines Erachtens wesentlichen, Merkmaler der Bettelorden, zusammengefaßt.
· Der Verzicht auf gemeinsamen Besitz
· Sie lebten vom Lohn für ihre Arbeit
· oder erbettelten ihren Lebensunterhalt, was zum Bettelordenbegriff, bzw. zum Begriff Mendicanten - Orden führte
(Mendikant = Bettler, von mendicitas = die Bettelarmut)
· weitgehender Verzicht auf die stabilitas loci (Ortsgebundenheit), wie sie den kontemplativen Orden auferlegt war
· Hauptaufgabe der Bettel.- oder Mendikantenorden, war die Seelsorge, die durch mehrere päpstliche Entscheidungen genehmigt worden war, aber bereits von Anfang an zu vielen Auseinandersetzungen mit dem Weltklerus geführt hat
· Bettelorden siedelten ihre Konvente ausschließlich in Gemeinden an, meistens in Städten
Betrachtet man diese kurzgefaßten Merkmale, und führt sich vor Augen, daß der Auftrag zur öffentlichen Predigt, bereits von Alexander IV., in der oben erwähnten Bulle gegeben wurde, wird klar ersichtlich, daß (Zitat): "...die Erinnerung an ihren eremitischen Ursprung, nur noch im Namen ..." 8 bewahrt wurde. Von Italien breitete sich der Orden schnell aus, so daß (Zitat): "...die deutschen Ordensprovinzen am Ende des 13. Jahrhunderts, bereits 80 Konvente zählte."
Der weibliche Ordenszweig - Die Augustiner - Eremitinnen
Wie bei den übrigen Mendikanten - Orden, wird auch bei den Augustiner - Eremiten zwischen drei Orden unterschieden:
Dem sogenannten ersten Orden, also dem "Männerorden", der in Priester - und Laienbrüder unterteilt wird und auf den die oben erwähnten Merkmale explizit zutreffen.
Der dritte - also der Terziaren - Orden, der "Laienorden", ist bei den Augustiner - Eremiten seit dem 13. Jahrhundert bekannt und seit 1400 wurden dort auch Frauen aufgenommen.
Für den "zweiten", den weiblichen Zweig der Augustiner - Eremiten, galten völlig andere Regeln als für den Männerorden! Er entstand zeitgleich mit dem männlichen Zweig und waren während des Mittelalters stark verbreitet. Die Ordensschwestern legten feierliche Gelübde ab und lebten in strenger, sogenannter "päpstlicher" Klausur (im Unterschied zur leichteren "bischöflichen" Klausur, die Kongregationen vorgeschrieben ist, die einem Bischof unterstehen und nur die "einfachen Gelübde" abgelegt haben). Ab dem 16. Jahrhundert (Trientiner Konzil) wurde die päpstliche Klausur in eine bischöfliche umgewandelt. Neben der Kontemplation bestand die Aufgabe der Augustiner - Eremitinnen, im Mittelalter, in der Krankenpflege.
Die Ordenskleidung im Mittelalter
Die Oberbekleidung war schwarz (Skapulier und Kukulle), bei den Männern mit spitzer Kapuze versehen, die Frauen trugen eine Haube (schwarz) und einen Schleier. Das Untergewand (die langärmelige Tunika) war weiß. Bei den Männern kam das Cingulum - also der Gürtel hinzu - und der war aus Leder
Verbreitung in Deutschland, im Mittelalter
In vielen Städten gab es Augustiner - Eremiten - Konvente. Hier sei nur eine ganz kleine Auswahl gezeigt: Erfurt, Gotha, Langensalza, Neustadt a. d. Orla, Freiburg im Breisgau, Würzburg, Stuttgart, Weilheim usw. .
Die Weiterentwicklung des Augustiner - Eremiten - Ordens
Ab dem vierzehnten Jahrhundert war ein Niedergang zu verzeichnen, Ursachen sind im "Großen Abendländischen Schisma" (1378 - 1415) und in der Verbreitung der Pest zu sehen. Durch massive Reformen, im sechzehnten Jahrhundert, konnte die Reformation überstanden werden. In Deutschland gibt es nur noch wenige Kongregationen (vor allem die Würzburger sei hier genannt). Überhaupt besteht der Orden heute, weltweit, nur noch aus zwei Provinzen und hat 3600 Angehörige.
Offiziell wird der Orden seit 1969 nur noch als Augustiner - Orden (OSA) - im Gegensatz zur vorher gültigen Bezeichnung - Augustiner - Eremiten (OESA), benannt.
Literaturhinweise, Anmerkungen, Zitatnachweise:
NIGG, WALTER: "Vom Geheimnis der Mönche.", Diogenes - Taschenbuch - Verlag, Zürich, 1993, S. 149.
Elisabeth war die Schwiegertochter des, in vielerlei Hinsicht, bedeutenden Hermann I. von Thüringen und die Gattin dessen Sohnes, Ludwig IV., genannt "Der Heilige".
Siehe hierzu, zum Beispiel:
BENTZIEN, HANS: "Elisabeth. Landgräfin von Thüringen. Biografie.", Verlag Neues Leben, Berlin. 1990.
Oder
HERBERS, KLAUS: "Die deutschen Heiligen im Mittelalter.", in PERNAUD, REGINE: "Die heiligen im Mittelalter. - Frauen und Männer, die ein Jahrtausend prägten.", Gustav Lübbe - Verlag, Bergisch - Gladbach, 1984, S. 298 - 336.
FRANK, KARL SUSO: "Geschichte des christlichen Mönchstums", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1988, S. 103 - 104.
Einen kurzen aber prägnanten Überblick über das Wirken der mittelalterlichen Päpste gibt:
ULLMANN, WALTER: "Kurze Geschichte des Papsttums im Mittelalter". Sammlung Göschen, Verlag Walter de Gruyter & Co, , Berlin, 1978.
FRANK, KARL SUS0: "Geschichte...", ebenda, S. 104.
Zur Augustinus - Regel (aber auch zu den anderen wesentlichen Ordensregeln, siehe zum Beispiel:
BALTHARSAR, HANS URS: "Die großen Ordensregeln", Johannes Verlag, Einsiedeln, 1974/ 1994, S. 134 - 187.
Oder, wesentlich knapper, aber auch aktueller:
DENZLER, GEORG und ANDRESEN, CARL: "Wörterbuch Kirchengeschichte", dtv, München, 1997, S. 102.
DENZLER, ANDRESEN: ebenda, S. 99.
FRANK, KARL SUSO: "Geschichte ...", ebenda, S. 104.
DENZLER, ANDRESEN: "Wörterbuch...", ebenda, S.100.
LANCZKOWSKI, JOHANNA: "Kleines Lexikon des Mönchstums und der Orden", Philipp Reclam junior, Stuttgart, 1993. S. 48.
Beginen und Begharden - von Dr. Ruth Hirschberg
Ursprung der Beginen-Gemeinschaften:
Wegen des durch im 12. Jahrhundert einsetzende Reform des Ehestandes und Durchsetzung des Zölibates für Priester einsetzenden Gesellschaftswandels wählten vor allem adelige Damen, wohlhabendere Frauen und Witwen verstärkt das sichere Leben im Kloster. Dadurch kam es zu einer so starken Nachfrage nach Frauenklöstern, daß im Jahre 1215 sogar ein Verbot erlassen wurde, neue Orden zu gründen, die vielleicht mehr Frauen hätten aufnehmen können. Ein Ausweg aus dieser Lage ergab sich für die Frauen dadurch, daß sie erklärten, freiwillig arm und keusch zu leben, sei es bei ihrer Familie oder häufiger in klosterähnlich organisierten Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften wurden dann später mit dem Sammelnamen Beginen bedacht es gab also keine(n) Gründer(in) und demzufolge auch keine gemeinsame Regel. Für die Herkunft des Namens gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche so soll er von den Albi-gensern bzw. auch von dem Lütticher Priester Lambert de Beghe, der Ende des 12. Jh. mit einer unter seiner geistlichen Leitung stehenden Gemeinschaft von Frauen zusammen lebte, stammen. Einige Autoren leiten den Namen Begine auch von der graubraunen (= beigen) Farbe ihrer Tracht, vom alt-flämischen Wort beghen (= beten) bzw. von der Hl. Bega, Patronin von Nivelle, wo unsicheren Quellen zufolge das erste Beginenhaus bereits 961 gegründet worden sein soll, ab. Das männliche Pendant zu den Beginen waren die Begharden, meist Weber, die ebenfalls Konvente gründeten oder als Wanderprediger durch die Lande zogen. Zahlenmäßig fielen sie jedoch gegenüber den Beginen kaum ins Gewicht.
Der Sammelname Beginen umfaßt sehr unterschiedliche Gruppen von Frauen, und die einzelnen Konvente hatten sehr unterschiedliche Zielsetzungen. Zusätzlich muß man noch zwischen seßhaften (oft gleichgesetzt mit rechtgläubigen) und schweifenden (meist ketzerischen) Beginen unterscheiden.
Seßhafte Beginen:
Die frühe Beginenbewegung in Flandern und Belgien ging von Angehörigen des Adels und des bürgerlichen Mittelstandes aus die Ordensfrauen waren seßhaft und widmeten ihr Leben vor allem der Kontemplation, dem Gebet und den geistlichen Übungen. Auch wenn sich diese Beginen später teilweise durch Handarbeit finanzierten, gehörte zum Leben in beschaulicher Muße doch eine finanziell gesicherte Existenz, die durch das eingebrachte Vermögen der eintretenden wohlhabenden Frauen ermöglicht wurde.
Im Jahre 1207 gab es bereits ein Beginenhaus in Ghent, 1245 in Brüssel, 1234 in Luvain, 1244 in Bruges und gegen Ende des 13. Jahrhunderts gab es kaum eine niederländische Kommune ohne Beginenhaus, während es in den größeren Städten sogar oft mehrere Häuser gab. Auch in den sehr schnell längs der großen Handelsstraßen entstehenden Konventen lebten zunächst keine armen Frauen. Die meisten deutschen Beginen arbeiteten allerdings, vor allem im Textilhandwerk, aber auch als Lehrerinnen, als Krankenpflegerinnen oder später als Klageweiber und Leichenwäscherinnen. Die Beginenbewegung breitete sich in Deutschland sehr rasch aus, 1223 gab es in Köln bereits 22 Beginenhöfe mit 2000 Beginen, 1351 in Straßburg 60 Häuser mit 1200 Beginen. Im 13. Jahrhundert waren die Konvente Zusammenschlüsse von Frauen, die auch in den bürgerlichen Konventen einen vielleicht bescheidenen Besitz einbringen mußten und von ihrer Hände Arbeit lebten.
Das Beginentum entwickelte sich über vier verschiedene Phasen. Anfangs lebten die ersten Beginen einzeln als conversae in Klausen oder in ihrem eigenen Zuhause bzw. dem Haus ihrer Eltern. Diese frühen Beginen gingen keine Gelübde ein und verschrieben sich weder der Armut noch legten sie ihren Beruf ab. Mit dem Beginn des 13. Jahrhundert begannen die Frauen, sich in Konventen zusammen zu schließen und sich unter den Einfluß von Klerikern zu stellen (meist Zisterzisienser und Dominikaner). Die dritte Stufe des Beginentums begann mit der Errichtung (oder dem Erwerb) von Hospizen, um die herum sich die Frauen ansiedelten. Hier kümmerte man sich um die älteren und kranken Mitschwestern, und nach und nach wurde die Pflege alter, kranker oder mittelloser Frauen zur offiziellen Aufgabe der Beginen (beguinae clausae). Als letzte Phase kann man dann das Entstehen der sogannten Beginenhöfe ansehen, die im späten 13. Jahrhundert entstanden.
Gemeinsam ist allen Beginen, daß sie sich zu persönlicher Armut und Keuschheit verpflichteten, solange sie als Begine lebten. Im Gegensatz zu den anderen Ordensfrauen legten sie keine lebenslangen Gelübde ab. Sie konnten die Konvente wieder verlassen und das eingebrachte Kapital bis auf das bis zu diesem Zeitpunkte verbrauchte Geld mitnehmen. Im Unterschied dazu lebte das männliche Pendant, die Begharden, zwar nach den gleichen Regeln wie die Beginen, sie hatten jedoch kein persönliches Eigentum, sondern brachten alle Einkünfte in einen gemeinsamen Fond ein, von dem alle Mitglieder der Gemeinschaft lebten. Die Begharden rekrutierten sich meist aus den unteren sozialen Schichten, meist Weber, Färber, etc. und in einigen Städten konnten nur Angehörige der Weber-Zunft in die Gemeinschaft aufgenommen werden.
In der zweiten Hälfte des 13. und im 14. Jahrhundert gab es vor allem in den großen Städten eine Reihe von Beginenhäusern, die auf Stiftungen wohlhabender Bürger/innen beruhten und armen Frauen die Möglichkeit boten, dort zu leben und zu arbeiten. So wurden die Beginenhäuser zu Versorgungseinrichtungen für mittellose Frauen. Häufig waren die Stifterinnen wohlhabende Witwen. Die Zahl der Insassinnen wurde meist von den Stiftern festgesetzt und bewegte sich zwischen zwei und 26. In Frankfurt wurden zwischen 1250 und 1350 57 Beginenhäuser gestiftet das entsprach drei Prozent der Häuser der Stadt. Alle Beginenhäuser hatten ähnliche Statuten: Es gab ein Stiftungsvermögen, von dessen Zinsen die Frauen lebten. Brauchten sie zusätzliches Geld, mußten sie es selbst verdienen. Neben den typischen Hofanlagen der großen Beginenkonvente, die rund um eine kleine Kirche angelegt wurden (vorwiegend in den Niederlanden und Belgien), wurden auch Straßenbeginenhöfe konzipiert. In Deutschland gab es sehr viele kleine, verstreute Beginenkonvente. Die Insassinnen wählten eine Meisterin bzw. Grande Dame (meist für ein Jahr), die sie auch wieder absetzen konnten, und sie entschieden über die Nachfolgerinnen Verstorbener oder Ausgezogener und über den Ausschluß von solchen Frauen, die sich nicht an die Regel des Konventes hielten. Die Struktur der Konvente war also wesentlich demokratischer als in den "regulären Orden, wo die Äbtissin mit wesentlich mehr Befugnissen ausgestattet war.
Die im Textilgewerbe tätigen Beginen stellten für die Zünfte eine unliebsame Konkurrenz dar, allerdings wurden sie auch als Schwarzarbeiterinnen und damit als Lohndrückerinnen von einzelnen Meistern benutz. Häufig setzte der Rat einer Stadt fest, wieviele Webstühle in einem Beginenhaus aufgestellt werden durften, wie breit ihre Webereien sein durften oder daß sie nur zur Deckung des eigenen Bedarfes und nicht zum Verkauf weben durften. Lehrende Beginen wurden von der männlichen Konkurrenz häufig angezeigt, und ihnen wurde das Lehren verboten.
Die seßhaften Beginen waren also einigermaßen bemittelt, mußten jedoch fähig sein, sich auch selbst etwas durch eigene Arbeit zu verdienen. Sie strebten nach ökonomischer Selbständigkeit und lebten in selbstgewählter Armut, im 14. Jahrhundert auch als ungewollt Arme, jedoch nicht als Bettlerinnen.
Schweifende Beginen:
Die soziale Lage der vielen verarmten Frauen zu lösen, war jedoch selbst bei der relativ hohen Zahl von Stiftungen nicht möglich. Viele Frauen waren aufs Betteln und/oder die Prostitution angewiesen. Diese Frauen stammten zum größten Teil aus den bäuerlichen und Tagelöhner-Schichten. Viele Frauen zogen deshalb als "fahrendes Volk zusammen mit Männern durch das Land, begleiteten als Troß Kriegsheere oder ließen sich in Scharen als Prostituierte in Städten nieder, in denen größere Konzile oder Reichstage stattfanden. Ein gewisser Schutz fahrender Frauen bestand darin, sich religiösen Gruppen anzuschließen. Diese bezeichnete man als fluktuierende oder schweifende Beginen. Sie erhielten sich vorwiegend vom Betteln, nach dem Motto "Brot durch Gott. Neben dem Betteln sollen sie auch von Diebstahl und Prostitution gelebt haben. An den schweifenden Beginen wurde nicht nur die Form des Bettels "Brot durch Gott kritisiert (sie sollten arbeiten oder betteln wie andere Christenmenschen), sondern sie wurden vor allem der Ketzerei verdächtigt. Allerdings gab es auch eine Reihe alleinlebender oder in Konventen lebender Beginen, die sich gegen den Vorwurf der Ketzerei verteidigen mußten (beispielsweise Mechthild von Magdeburg und Margarete von Porete, s.u.), aber die stärkere Kritik und Verfolgung richtete sich gegen die schweifenden Gruppen.
Verfolgung der Beginen:
Die Beginenbewegung war insgesamt sehr viel schwerer zu kontrollieren als die hierarchisch gegliederten Orden. Zwar wurde auch hier eine Kontrolle durch Begrenzung der Insassinnenzahlen und durch Anschluß als Tertiarinnen an Dominikaner- oder Clarissenklöster versucht, und auch in Beginenkonventen gab es Beichtväter, die gefährliche Tendenzen frühzeitig erkennen und eindämmen sollten. Daß Frauen auch einzeln bzw. in Klausen als Beginen lebten, wurde von der Geistlichkeit nicht gerne gesehen. Die Konzile von Fritzlar (1259) und Mainz (1261) verdächtigten ebensolche Frauen der Instabilität, die Keuschheit gelobten und das Gewand der Beginen anzogen, ohne in einem Konvent zu leben. Den Beginen wurden verschiedenste Restriktionen auferlegt, unter anderem wurde das Eintrittsalter auf 40 Jahre begrenzt, damit sie nicht Anlaß zu Skandalen gaben, und in den Konventen durften Kleriker oder Mönche nur unter Zeugen mit den Frauen sprechen.
Die umherschweifenden Beginen waren allerdings kaum zu kontrollieren einfach, weil sie nicht-seßhaft waren, und später dann, weil sie die Sakramente ablehnten. Nachdem Beginen- und Begharden-Niederlassungen erlaubt worden waren und sich ungestört ca. 100 Jahre lang entwickeln konnten, wurden die schweifenden Gruppen schon sehr bald (ca. 30 Jahre nach ihrem Entstehen, also ab 1230) gemaßregelt. Provinzialkonzile und Inquisitionsgerichte beschäftigten sich mit den schweifenden Beginen. Mit dem 14. Jahrhundert begannen die Verfolgungen allgemeiner zu werden. Zu diesem Zeitpunkt gab es neben den seßhaften schon so viele schweifende Beginen, daß ihre Existenz und Theologie bedrohlich auf die offizielle Kirche wirken mußten. Ein besonderer Dorn im Auge der Kirche war, daß die Beginen in ihrer Muttersprache, also nicht in der lingua ecclesiae, schrieben und predigten. Im Jahre 1310 wurde Margarete von Porete in Paris verbrannt, nachdem ein Ketzerprozeß gegen sie geführt und sie der Häresie überführt wurde. 1311 beschäftigte sich das Konzil von Vienne mit den Beginen, 1317 wurden die Beschlüsse gegen sie veröffentlicht. Die Städte schützten ihre Beginenhäuser, häufig, indem sie sie pro forma als städtisches Eigentum übernahmen. In einer neuen Bulle unterschied Papst Johannes XXII zwischen rechtgläubigen und häretischen Beginen einerseits und zwischen den den Bettelorden angeschlossenen Tertiarierinnen und den säkularen Beginen andererseits. Nur die häretischen Beginen wurden verfolgt, deren Ketzerei durch Inquisitionsgerichte festgestellt wurde. In den Jahren 1366-78 wurden alle Beginen wieder in großem Stile verfolgt, exkommuniziert und verbrannt, ihr Besitz wurde beschlagnahmt, verkauft oder in Inquisitionsgefängnisse umgewandelt, und auch Kaiser Karl forderte 1367 durch ein Mandat geistliche und weltliche Herren und die Städte auf, die Inquisition zu unterstützen. Gleichzeitig fand eine Reihe von Handwerkeraufständen statt, die sich gegen die Arbeitsmöglichkeiten von Frauen wehrten. Der durch Papst Urban V für Deutschland bestellte Inquisitor hat allein in Erfurt zwischen 1367 und 1369 400 Beginen verurteilt (200 wurden verbrannt und 200 mußten Bußkreuze tragen). Nach erneuten Vorstößen der Städte, doch Unterschiede zwischen den Beginen zu machen, begann eine dritte allgemeine Verfolgungswelle um 1400. Ende des 15. Jahrhunderts erschien der Hexenhammer, danach dürften viele Beginen als Hexen verbrannt worden sein. Die noch verbliebenen Beginenhäuser wurden in Deutschland im Zuge der Reformation aufgelöst, während in Holland und Belgien einige Konvente bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.
Wichtige Beginen-Mystikerinnen:
Die Beginen waren Mystikerinnen und glühende Verehrerinnen der Eucharistie (so geht beispielsweise das Fronleichnamsfest auf die Anregung einer Begine Juliana von Liège - zurück). Beatrice von Nazareth verzehrte sich so stark nach der Eucharistie, daß sie blutete und einen Kollaps erlitt. Marie von Oignies erlitt eine Stigmatisierung schon 12 Jahre vor Franz von Assisi. Christine von Stommeln erwarb sich durch Stigmata, Visionen, Trancen und extreme Askese einen großen Kreis von Bewunderern (hauptsächlich unter den Dominikanern). Die bekanntesten Beginen sind Mechthild von Magdeburg (1212?-1282?; Das fließende Licht der Gottheit), Beatrice von Nazareth (1200?-1268), Hadewich von Brabant und Margarete von Porete (geb. vermutlich um 1250-1260, gest. 1310; Der Spiegel der einfachen Seele). Sie gehören zu den großen Mystikerinnen dieser Zeit und entwickelten im besonderen die sogenannte Minnemystik eine Fusion zisterziensischer Lehren mit höfischer Minne. Sie schrieben in ihren Muttersprachen also Mittelniederdeutsch, Mittelniederländisch bzw. Altfranzösisch und machten ihre Schriften so einem weiteren Publikum zugänglich. Ihre Schriften werden heute als literarische Meisterwerke angesehen.
Weiterführende Literatur:
The Beguines. E. T. Knuth, 1992.
http://www.users.csbsju.edu/~eknuth/xpxx/beguines.html
Die Beginen. E. Schirmer. In: Mystik und Minne. Frauen im Mittelalter. Panorama Verlag, Wiesbaden, S. 51-57
The Beguines and Beghards in Medieval Culture: with Special Emphasis on the Belgian Scene. E. W. McDonnel, 1954. Rutgers University Press, New Brunswick, N.J.
Beguine Spirituality: Mystical Writings of Mechthild of Magdeburg, Beatrice of Nazareth, and Hadewijch of Brabant. F. Bowie, 1990. Crossroad, New York.
Ordensgründung und Geschichte
Allgemeines
Eine der Grundlagen für das gemeinsame Leben in Klöstern bildete das von Benedikt von Nursia (gest. um 547) erstellte und von Benedikt von Aniane (gest. 821) ergänzte Gesetzbuch, das für alle Klostergemeinschaften Gültigkeit haben sollte.
Zur Aufnahme in die benediktinische Lebensgemeinschaft hatten die Novizen die drei Gelübte der Beständigkeit (stabilitas loci), der klösterlichen Lebensführung (conversatio monastica) und des Gehorsams (oboedientia) abzulegen. Die Aufnahmeprozedur beinhaltete eine 4-5tägige Prüfung im Gästehaus, eine 1jährige Wartefrist in den Novizenzellen unter Aufsicht, in deren Verlauf mehrfach die Ordensregeln durchgenommen wurden und schließlich die zeitliche Profeß, nach deren Abschluß die endgültige Profeß kam.
Die Hochzeit des Benediktinischen Ordens liegt zwischen dem 6. Jh., in dem durch Papst Gregor I (590 - 604) die Alleinbefolgung der benediktinische Regel angeordnet wurde, und dem 13.Jh. Mit dem Aufkommen der Bettelorden nimmt seine Bedeutung stark ab. Als bedeutenste Abspaltung des Benediktinischen Ordens gilt der Orden der Zisterzienser, deren Neuerungen (wie z.B. regelmäßige Visitationen) und strengere Regelungen schließlich auch Einfluß auf Klöster alter benediktinscher Prägung nahmen.
Der Benediktinische Orden zeigte - anders als z.B. die Bettelorden - stets eine feudale Prägung mit z.T. großen und weitflächig verteilten Landgütern. Neben den Schenkungen, die als "Mitgift" von neuen Brüdern mit in die Abtei gebracht wurden, mehrte sich der Landbesitz eines Klosters vor allem durch Schenkungen, weniger durch Aufkäufe. Viele Adlige nahmen die Pflege und Obhut benediktinischer Gemeinschaften in Anspruch, wenn sie ihre Zeit gekommen sahen und noch etwas für ihr Seelenheil tun wollten. Als Gegenleistung überschrieben sie Ländereien und Rechte zugunsten der jeweiligen Abteien. Insofern diese Besitztümer weitab lagen, wurden sie von speziell freigestellten Brüdern in eigenen Häusern (Grangien) versehen. Die seelsorgerischen Tätigkeiten, wie z.B. bei den Prämonstratensern, gehören beim Benediktinischen Orden nicht zu den primären Aufgaben, dafür lagen die Abteien auch oft zu weitab von dicht besiedelten Gebieten.
Benediktiner verstanden sich vielmehr als "Soldaten Gottes", die auf ihre Weise durch Gebete und Messen für das Heil stritten. So wurde z.B. jedes Wort, das ein Mönch schrieb, als ein Schlag gegen das Verderben verstanden. Darüber hinaus stellten viele Abteien durch ihre hohe Anzahl an Dienstleuten bei Bedarf auch ein echtes Heer zur Verfügung, das entweder vom Abt selber oder aber durch Beauftragte ins Feld geführt werden konnte.
Benedikt von Nusia
Schon vor seinem Wirken hatte sich das Mönchtum mit seinen Zielen der äußeren Loslösung von der Welt, regelmäßigen Psalmengebeten und Fastentum verbreitet. Neben den hochgesteckten Zielen waren aber auch Schattenseiten zu erkennen, die von einzelnen Mönchen kaum bewältigt werden konnten.
Vom Leben des Hl. Benedikt gibt es hauptsächlich Aufzeichnungen von Papst Gregor I (auch Der Große" genannt). Laut dieser Aufzeichnungen entstammt Benedikt einer angesehenen Familie mit Sitz in Norcia/Apennin. Seine Ausbildung in Rom war nur von kurzer Dauer, da er sie schon als Knabe abbrach. Dieser Bruch spiegelt sich in der deutlichen Unterrepräsentierung von wissenschaftlichen Studien und Anerkennung alter Autoren in seinen Ordensregeln wider.
Bis zum Jahre 529, in dem er nach Kampanien übersiedelte und in Monte Cassino ein Kloster stiftete, entwickelte er aus eigenen Ideen und unter Verwendung der Augustinerregel die 73 Ordensregeln der Benediktiner. Im Jahre 542 war er bereits so bekannt, daß sich König Totila persönlich zum Kloster begab,
ihn kennenzulernen. Das genaue Todesdatum des Hl. Benedikt ist unbekannt, es wird für den 21.März 543 angenommen.
Charakterlich kann Benedikt von Nursia als konservativ im eigentlichen Sinne erachtet werden. Ziel seiner Reorganisation bereits vorhandener Strukturen war es, den Mönchen eine klare Handhabe geben, an der sie sich orientieren und messen konnten und die für Gleichbehandlung in den Klöstern sorgen sollte. Dabei stellt die Regel klar heraus, daß Benedikt um die Schwächen des Leibes wußte und daher von übertriebener Askese absah. Dennoch muß es vielen Menschen schwer gefallen sein, nur einen Teil des Pflichtenkatalogs zu befolgen.
Klosterämter
Im Folgenden eine kleine Abhandlung über die Klosterämter, wie sie sich in einer größeren benediktinischen Abtei - z.B. Essen-Werden - im Hochmittelalter dargestellt haben.
Der benediktinische Mönch sollte in seinem Kloster eine, seinen natürlichen Anlagen entsprechende, Förderung erfahren, um zu einer harmonischen Persönlichkeit mit besonderer Betonung des Jenseitszieles zu werden. Zum Erreichen dieses hochgesteckten Zieles stand an der Spitze des Klosters der Abt (abbas). Er sollte - als Idealvorstellung - seinen Mönchen zugleich Lehrmeister, liebevoller Vater, Hirt und dabei trotzdem ein Gleicher unter Gleichen sein (was nur selten funktionierte). Der Abt wurde von den Mönchen gewählt und bekam sein Amt auf Lebenszeit. Im zur Seite stand der
Beirat der älteren Brüder (consilium), die ihn in wichtigen Klosterdingen zu beraten hatten, aber erst im Laufe des Hochmittelalters durch das Kirchenrecht eine entscheidende Stimme erhielten.
Der Zweite in der Klosterordnung war der Dekan. Er war sowohl Stellvertreter des Abtes, als vom Ursprung her der Interessensvertreter der Mönche; im Laufe der Zeit wurde er mehr für die geistlichen Dinge zuständig und als Prior bezeichnet. Ihm zur Seite stand oft der Subprior.
Der Probst (praepositus) war der wirtschaftliche Leiter des Klosters, dem die Aufsicht über Güter und Besitz anvertraut war.
Nur diese eigentlichen Oberen hatten im Kloster eine Vorzugsstellung und blieben den Mönchen adeliger Herkunft vorbehalten. Die folgend aufgeführten Ämter wurden - im Idealfall - an die geeignetsten Brüder vergeben, wobei der Zeitpunkt des Klostereintrittes und Herkunft aber im Mittelalter zunehmend Gewicht bekam.
Ein wichtiges Amt hatte der Zellerar, auch Schaffner/Ökonom genannt. Seine Aufgabe war die geregelte Versorgung des Klosters mit Nahrungsmitteln, die Überwachung von Ein- und Ausgängen in Speise- und Kleiderkammer, die Berechnung von Abgaben und Einnahmen von hörigen Höfen - man könnte ihn auch Klosterbuchhalter nennen.
Ein Teil dieser Pflichten wurden im Mittelalter übertragen auf den Kämmerer (camerarius), den Gästepfleger
(hospitarius), Almosenbruder (alomoniarius), Küchenbruder (refectarius) und Krankenbruder (infirmarius).
Der Kantor hatte als Hauptaufgabe die Überwachung und Förderung des Chorgesanges, in kleineren Klöstern versah er auch die Aufgabe des Bibliothekars, das in größeren Kongregationen mit vielen Codices und Kopisten aber ein eigenes Amt war.
Der Sakristan (sacratarius) sorgte für die liturgischen Gefäße, Gewänder und allgemein für den Kirchenschatz, versah aber oft noch das Amt des Reliquiars, das mit der Zeit vom Küster (custos) übernommen wurde.
Das Amt des Zeremoniars, als Aufseher über die Einhaltung der kirchlichen Vorschriften beim Gottesdienste, war wohl auf größere Abteien beschränkt und wurde ansonsten vom Prior oder Kantor besorgt.
Die Aufgabenbereiche des Novizenmeister ergibt sich aus seiner Bezeichnung.
Größere Klöster hatten zudem noch das Amt des Bruder Pförtners (portarius), der nahe der Pforte seine eigene Zelle besaß, um immer Rede und Antwort stehen zu können.
Für alle diese Ämter sieht die Ordensregel Gehilfen zur Unterstützung vor, so daß man hier die Einstiegsmöglichkeit zu einer "Klosterkarriere" sehen kann.
Laienbrüder (Konversbrüder/Konvertiten/fratres conversi) gibt es in Benediktinerklöstern seit dem 10. Jh.. Nachdem die Mönche in wachsender Zahl Priesterweihen empfingen, benötigte man weltliche Diener, die eine den geweihten Mönchen ähnliche Tagesordnung auferlegt bekamen, die ihnen aber mehr Zeit für Handarbeit übrigließ. Weihen und Stimm- wie Wahlrecht erhielten diese Brüder nicht. Laienbrüder bewohnten einen abgetrennten Teil des Klosters, der denen der Priestermönche ähnlich war, aber einfacher gehalten wurde.
Tagesordnung/Alltag/Räumlichkeiten
Tagesordnung
Nach einer ca. siebenstündigen Nachruhe wurde um 1.00 Uhr (in den Wintermonaten später) zu den Vigilien oder Nocturnen gerufen. An Werktagen wurden zuerst 6 Psalmen gebetet, dann drei Lektionen namhafter Kirchenväter (in den Sommermonaten von Ostern bis 1. November nur eine Lektion), daran an geschlossen wieder 6 Psalmen. An Sonn- und Feiertagen wurden nach den ersten 6 Psalmen vier Lektionen gelesen, denen wieder 6 Psalmen und weitere vier Lektionen folgten. Dann folgten drei Kantika aus der hl. Schrift, vier Lektionen aus dem Neuen Testament und schließlich der Hymnus Te deum laudanus".
Den einzelnen Psalmen wurden an Sonn- und Feiertagen Kehrverse und Refrains vorangeschickt, nach jedem Psalme aber wurde das Gloria patri" gesungen. Die einzelnen Lektionen wurden durch Responsorien unterbrochen, die im Wechsel von Solo- mit Chorgesang vorgetragen wurden.
An Sonn- und Festtagen folgte auf die Vigilien unmittelbar die Laudes (heute Matutin genannt und ab 5.00 Uhr gehalten), an Werktagen folgte zwischen Vigilien und Laudes eine Pause, die oft zum Weiterschlafen Verwendung fand. Zur Laudes wurden der 66., der 50., zwei variable und der 148. bis 150. Psalm gebetet, was mit Tagesanbruch schloß.
Das eigentliche Morgengebet wurde Prim genannt und fand bei vollem Tageslichte statt. Wie bei der Terz (9.00 Uhr), der Sext (12.00 Uhr) und der Non (15.00 Uhr) wurden in der Prim ein Hymnus mit drei Psalmen gebetet. Die Vesper (17.00 Uhr) enthielt vier Psalmen und einen Hymnus. Das Komplet gegen 18.00 Uhr stellte das Abendgebet mit drei Psalmen und einem Hymnus dar, wonach die Mönche sich zur Ruhe begaben.
Neben den immer wiederkehrenden Gebeten wurden die 150 Psalmen so gelegt, daß alle mind. einmal pro Woche gebetet wurden, allerdings erfreuten sich einige einer höheren Beliebtheit. Hinzu kamen noch
Fürbitten und Gebete für Verstorbene Brüder und Gönner der Abtei.
Betrachtet man diese o.g. Aufstellung, so wird klar, daß für die eigentlich nach den Ordensregeln vorgesehene Handarbeit bzw. das Erstellen und Kopieren von Codices kaum noch Zeit übrig blieb. Von daher waren zahlreiche Ausnahmen vorgesehen, deren Vielzahl den Rahmen sprengen würden.
Außendienst, also das Verlassen der Klostermauern, war einem Benediktiner nur in besonderem Auftrage erlaubt, z.B. um Codices anderer Klöster einzusehen, Grangien zu Visitieren oder Pfründner aufzusuchen.
Mahlzeiten
In der Zeit von Ostern bis Pfingsten wurden den Mönchen täglich zwei Mahlzeiten zugeteilt, eine mittags, die andere abends, wobei neben 500g Brot pro Mönch und einer Hemina Wein (0,25l) bzw. 2 Heminen Bier immer zwei unterschiedliche Gerichte zur Verfügung standen, die von Obst und Gemüse ergänzt wurden.
Von Pfingsten bis Mitte September wurde an Mittwochen und Freitagen nur eine Mahlzeit zur 9. Stunde aufgetragen, vom 14. September bis zum Beginn der Fastenzeit täglich nur eine Mahlzeit.
Während der 40tägigen Fastenzeit (Quadragesima) wurde die einzige Mahlzeit nach der Vesper gehalten.
Der Ausnahmen waren hier auch viele: So konnte das Gebot des Fleischverzichtes umgangen werden, in dem sich ein Mönch beim Krankenbruder meldete, denn Kranken wurde Fleisch zugeteilt. Auch konnte in Fastenzeiten die einzige Mahlzeit entweder sehr reichlich werden (wobei die Köche bei ihrer Betitelung der Gerichte und verwendeter Zutaten wahre Meister der Tarnung verbotener Dinge waren), oder aber es wurden Gäste geladen und bewirtet, wovon auch die Mönche teilhatten.
Zu den Mahlzeiten (und auch sonst im Tagesablauf) war das Schweigegebot wohl eines der schwierigsten Auflagen eines Mönches. Wollte man sich verständigen, bediente man sich einer Zeichensprache, die im 11.Jh. schon 359 Begriffe enthielt.
Selbstverständlich wird es Mönche gegeben haben, die gerade diese Ordensregeln in ihrer oft widersprüchlichen Vielfalt nachvollziehen und einhalten konnten. Diese wurden aber schon zu Lebzeiten als besonders von Gott berufene angesehen, wohingehend der "normale" Benediktiner vielfältige Gründe haben konnte, dem Orden beizutreten, was nicht unbedingt den Verzicht auf weltliche Genüsse eingeschloß. Inwieweit schon der Ordensgründer Benedikt von Nursia die Fehlbarkeit seiner Brüder einzuschätzen wußte, kann man an den Ordensregeln 36 (Von den kranken Brüdern), 37 (Alte und Kinder), sowie 39 und 40 (Maß der Speise und Getränke) ersehen, aber auch ein seinem ebenfalls verzeichneten System von Bußen und Strafen für Verfehlungen.
Räumlichkeiten
Das Chorgebet wurde zunächst im Oratorium gehalten, später trat an dessen Stelle die Klosterkirche. Vielfach besaßen größere Klöster zwei Kirchen, eine für die Priestermönche, eine weitere für die Laienbrüder, nebenher noch kleine Kapellen und Nischen für diverse Heilige. Der Kapitellsaal wurde sowohl für die Beratungen der Brüder verwandt, als auch für die wöchentliche Arbeitsverteilung.
Im Idealfall speisten alle Mönche im Refektorium sitzend nebeneinander, was schon im frühen Hochmittelalter durch die Trennung von Klosteroberen und einfachen Brüdern abgelöst wurde.
Der Tischdienst wie auch das Amt des Tischlesers (der seine Mahlzeiten in der Küche ohne Aufsicht einnahm - was die Beliebtheit des Amtes gefördert haben wird - gingen mit wöchentlichem Wechsel reihum. Geschlafen wurde im gemeinsamen Dormitorium, ursprünglich eine weitflächige, ungeheizte Halle, als einziger warmer Ort stand im Winter der Wärmeraum zur Verfügung. Mit räumlicher Trennung der Priestermönche und Laienbrüder erhielten diese ihre eigenen Räumlicheiten, wohingehend die studierten Mönche einzelne Klosterzellen erhielten. Der Abt verfügte im Hochmittelalter schon über eigene Räumlichkeiten, da er Gäste empfangen mußte und Repräsentationspflichten/-rechten) nachkam.
Gäste wohnten entweder im Hospiz oder in einem getrennten Flügel der Abtei. Ebenso getrennt waren das Krankenhaus, die Werkstätten, Küche und Backhaus.
Bekleidungsvorschriften
Jede Kongregation hatte ihre Eigenheiten in ihrer Ordenstracht, da nach Anweisung des Hl. Benedikt immer derjenige Stoff zur Tracht herangezogen werden sollte, der unter Beachtung der witterungstechnischen Bedingungen - bei geringstmöglichen Kosten - den bestmöglichen Schutz erbringen sollte. Dabei war dem Abt der Kongregation auferlegt, jedem Mönch gemäß der Apostelgeschichte Jedem wurde soviel zugeteilt, wie er nötig hatte (Apg 4, 35)" das Notwendige zu gewähren, alles darüber aber zu entfernen, um den Frevel des Eigenbesitzes vorzubeugen.
Als Grundausstattung wurde nach der benediktinischen Ordensregel 55 einem Mönch gewährt: 2 Tuniken (Winter - Wolle/Sommer - Leinen), lang geschnitten meist mit kurzen Ärmeln;
2 Kukullen/Kappa (1 Sommerset/1 Winterset), eine Art Mantel, der Kopf, Arme und Schultern bedeckte; Skapulier, eine auf den Schultern befestigte, lange Stoffbahn zum Hochschürzen der Tunika; Flokke/Floccus (Hochmittelalter), eine Weiterentwicklung der Kukulle mit langen, weiten Ärmeln und Kapuze; Socken und einfache, geschlossene Schuhe; Bettzeug (Matte/Tuch/Decke/Kopfkissen); Gürtel/Eßmesser/Nadel/Taschentuch/Kopfhaube; Griffel mit Schreibtafel.
Wenn ein Mönch auf Reisen gesandt wurde, bekam er aus der Kleiderkammer zusätzlich noch Hosen (Femoralien) ausgeteilt, die er nach Rückkehr gewaschen wieder dort abzugeben hatte. Gleiches geschah mit abgetragenen oder nicht mehr passenden Kleidungsstücken, die für die Ausgabe an Laienbrüder oder Arme vorgesehen waren.
Die Herkunft individueller Mönche wurde bei der Aufstellung der Ausstattung mit einbezogen, so daß ein Bruder adeliger Geburt hochwertigere Kleidung und Zelleneinrichtung erhielt, als beispielsweise ein Mönch gemeiner Herkunft (insofern dieser im Hochmittelalter überhaupt Aufnahme fand.).
Literaturhinweise/Informationsquellen
Bühler, J. (1989): Klosterleben im Mittelalter". Insel Verlag, Frankfurt a.M.
Pater W. Feger (1999) Erzabtei Beuron/Donautal (mündl. Mitt.).
Goetz, H.-W. (1996): Leben im Mittelalter: Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert". 6. Aufl. Becks Historische Bibliothek.
Frater Thomas (Archivar) (1907): Die Regel des Hl. Benedikts". Herdersche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau.
Neuss, W. (1946): Die Kirche des Mittelalters". In: Die Katholische Kirche im Wandel der Zeiten und der Völker; Verlag der Buchgemeinde Bonn.
Die Lazarener - Der Orden des heiligen Lazarus - von Dr. Ruth Hirschberg
Frühchristliche Anfänge des Lazarus-Ordens
Nach alten Überlieferungen soll die Geburtstätte des Lazarusordens ein Lepra-Hospiz außerhalb der Mauern Jerusalems gewesen sein, welches vom Hohepriester Johannes Hyrcanus (135-105 v. Chr.) gegründet wurde. Nach Unterlagen aus dem Jahre 1343, die Johannes, Herzog von Berry (späterer französischer König Johann II), zugerechnet werden, soll das Gründungsdatum der Bruderschaft im Jahre 72 n. Chr. liegen. Die meisten Historiker sehen jedoch das Jahr 369 n. Chr. als einigermaßen fundiertes Gründungsdatum des Ordens an. Danach soll der Heilige Basilius der Große, Erzbischof von Caesarea, durch die Gründung eines Leprahauses in der Nähe von Caesarea die Grundsteine für den späteren Lazarusorden gelegt haben. Seit dem 5. Jahrhundert existierten Lepra-Hospitäler in Akkon und Caesarea, die von armenischen Mönchen nach der Regel des Heiligen Basilius geführt wurden. Das spätere Haupthaus wurde dann im Jahre 530 bei Jerusalem gegründet. Dieses Hospiz diente nicht nur der Aufnahme und Pflege von Leprakranken, sondern widmete sich generell der Wohlfahrt der Pilger im Heiligen Land. Da das Leprosorium sich in der Nähe von Bethanien, dem Ort, an dem Christus Lazarus von den Toten erweckt haben soll, befand, wurde es Lazarus-Hospital genannt. Dieses Hospital soll sich angeblich an eben jener Stätte befunden haben, an der auch das alte, von Johannes Hyrcanus gegründete Haus stand. Zu dieser Zeit standen die Lazarener-Brüder unter der Protektion des Patriarchen von Jerusalem.
Gründung des "Militärischen und Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem"
Nach der Eroberung Jerusalems durch die christlichen Kreuzfahrer gründete bzw. reorganisierte ein gewisser "Bruder Gerard" das Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem und wurde damit Begründer des Johanniterordens, einem zumindest anfangs reinen Pflegeorden mit weitreichenden caritativen Aufgaben. Bruder Gerard soll nach der Eroberung Jerusalems ebenfalls entscheidend am Ausbau und der Reorganisation des Lazarus-Hospitals beteiligt gewesen sein. Aus diesem Grunde geben einige Autoren das Jahr 1099 als Gründungsjahr des Lazarusordens an. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Ritter des Johanniterordens, des Templerordens und des Heilig-Grab-Ordens, die an Lepra oder vergleichbar schweren Krankheiten litten, dem Lazarus-Hospital unterstellt. Da die Krankheit in den meisten Fällen nur sehr langsam fortschritt und das Hospital sowohl gegen die Ungläubigen als auch gegen maraudierende Plünderer geschützt werden mußte, wandelte sich die Gemeinschaft der Ordensritter, die Lazarener, Lazariten oder auch Lazaristen genannt wurden (von dieser Bezeichnung leitet sich auch der Begriff Lazarett ab), vom reinen Pflegedienst zum Ritterorden mit militärischen Aufgaben. Deswegen legen andere Quellen das Gründungsdatum des "Militärischen und Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem" in das frühe 12. Jahrhundert. Sicher scheint, daß die Mönche des Lazarus-Ordens nach der Eroberung Jerusalems die Augustiner-Regel annahmen und sich unter die Protektion des römischen Papstes stellten. Aus diesem Grunde herrscht noch immer Uneinigkeit darüber, ob der Lazarus-Ritterorden als Nachfolger des nach der Regel des Hl. Basilius lebenden frühchristlichen Lazarus-Ordens - und damit als ältester Ritterorden - gelten kann oder nicht.
Sowohl in der Regel der Johanniter als auch der Tempelritter wurde festgelegt, daß Mitbrüder, die an Lepra erkrankten, den Orden verlassen und in den Lazarus-Orden eintreten sollten. Der Großmeister des Lazarus-Ordens mußte zumindest in den ersten beiden Jahrhunderten der Ordensgeschichte immer selbst ein Lepröser sein, und nach einigen Autoren sollen sich die meisten Großmeister und sonstigen Ordensgrößen aus den Reihen der Johanniter rekrutiert haben. In Ausnahmefällen wurden auch nicht an Lepra erkrankte Brüder in den Orden aufgenommen. Ähnlich wie im Johanniter-Orden gab es bei den Lazarenern Ordensbrüder, die Ritter waren, und Laien-Brüder, die als Sergeanten bezeichnet und aus der Schar der Lepra-Patienten rekrutiert wurden.
Der Lazarus-Orden im Heiligen Land
Der Lazarener-Orden wurde von den christlichen Königen des Jerusalemer Königreiches sehr geschätzt und unterstützt, insbesondere von König Balduin IV, der selbst an Lepra erkrankt war. Im Jahre 1142/43 nannte der neue Orden unter dem Patronat Königin Melisendes eine eigene Kirche und ein eigenes Ordenshaus bei Bethanien sein eigen. In der Zeit um 1155 gab es bereits neue Ordenshäuser in Tiberias und Askalon, nach einigen Quellen auch in Beirut. Die Ordensritter hatten einen guten Ruf als Streiter Gottes, so erhielten sie beispielsweise die Aufgabe, die Festungen Kharbet el Zeitha und Madjel el Djemeriah zu verteidigen. Wo auch immer die Christen gegen die Ungläubigen kämpften, war auch ein Kontigent der sogenannten "Lebenden Toten" vom Orden des Heiligen Lazarus dabei. Nach dem Fall von Jerusalem im Jahre 1187 war Saladin so beeindruckt von der Arbeit des Ordens, daß er das Lazarus-Hospital unter seinen persönlichen Schutz nahm und den Armen der Stadt erlaubte, Jerusalem durch das Lazarus-Tor zu verlassen und im Hospital Zuflucht zu suchen. Während des Waffenstillstandes zwischen Saladin und den Kreuzfahrern errichtete der Orden im Jahre 1191 seinen neuen Hauptsitz in Akkon, wo ein befestigtes Hospital und eine Ordenskirche erbaut (bzw. übernommen, s. o.) wurden. Außerdem übernahmen die Lazarener den Lazarus-Turm und die Lazarus-Kirche bei Caesarea. Mit dem Wiederaufflammen des Krieges zwischen den Christen und den Moslems verdienten sich die Lazarener wiederholt Lorbeeren für besondere Tapferkeit in der Schlacht. Viele Ordensritter fanden in der Schlacht von Gaza 1244 den Tod. Der klägliche Rest der Ordensritter begleiteten Ludwig IX von Frankreich auf seinem Ägypten-Feldzug und seinen Syrien-Expeditionen (1250-1254). Im Jahre 1255 erkannte Papst Alexander IV den Orden unter der Augustiner-Regel an. Urban IV sicherte den Lazarenern 1262 die selben Privilegien wie den anderen Ritterorden zu. Seit 1265 bestand dann sogar eine kuriale Anordnung Clemens IV, wonach alle Leprakranken der Aufsicht des Lazarus-Ordens unterstellt wurden. Als im Jahre 1291 Akkon an die Moslems fiel, mußte der Lazarener-Orden das Heilige Land verlassen. Nach dem Fall von Akkon verlegte der Orden seinen Sitz erst nach Zypern und später nach Sizilien, wo entsprechende Hospitäler errichtet wurden. In späteren Zeiten entwickelten die Lazarener ähnliche Aktivitäten wie die Johanniter und widmeten sich mit ihrer Flotte der Sicherung des Mittelmeeres gegen die türkische Flotte und maraudierende Piraten.
Der Lazarus-Orden in Europa
Schon bevor der Orden das Heilige Land verlassen mußte, hatten einige Brüder sich in Europa niedergelassen. Sie gründeten Hospitäler und Ordenshäuser in ganz Europa. Die berühmtesten waren die Häuser in Boigny und Capua. Das Schloß Boigny bei Orléans wurde dem Orden von Ludwig VII von Frankreich im Jahre 1154 geschenkt, der von der Arbeit des Ordens im Heiligen Land beeindruckt war und dieses Werk in seinem eigenen Land fortgesetzt sehen wollte, da Lepra zu dieser Zeit in Frankreich weit verbreitet war (allein in Frankreich soll es zu dieser Zeit 800 Leprosorien gegeben haben). Er übergab das Schloß 12 Ordensbrüdern, die ihm aus dem heiligen Land nach Frankreich gefolgt waren. Das Haus in Capua wurde im Jahre 1211 gegründet und von Friedrich II unterstützt. In England entstand während der Herrschaft Heinrichs II ein Ordenssitz in Burton Lazars (1135), gegründet von Roger de Mowbray; in Schottland wurde der Hauptsitz des Ordens unter Alexander II in Linlithgow um 1230 etabliert. In der Schweiz entstand ein Konvent in Seedorf (1134), in Deutschland wurde das Hospital der Hl. Magdalena in Gotha gegründet, und es entstand auch ein Ordenssitz in Ungarn. Bis auf das Haus in Capua waren die restlichen Ordenshäuser dem Ordenshaus von Boigny untergeordnet. Jedes einzelne Ordenshaus war autonom und wurde zum größten Teil von den leprakranken Insassen getragen, die bei Eintritt in den Konvent ihre weltlichen Güter dem Ordenshaus vermachten. Im 14. Jahrhundert gelang es - vor allem auch durch die Arbeit des Lazarus-Ordens in den Leprosorien - die Verbreitung der Lepra in Europa zurückzudrängen. Dadurch wurde der Lazarus-Orden immer mehr zu einer rein militärischen Organisation. Im Jahre 1498 versuchte Papst Innozenz VIII (und später auch Papst Julius II, 1505), den Orden des Heiligen Lazarus aufzulösen und dem Johanniter-Orden anzugliedern. Nach fast einem halben Jahrhundert des passiven Widerstandes gaben die Lazarener schließlich im Jahre 1557 nach und wurden fortan vom Großmeister der Johanniter geleitet (aber nur in Deutschland wurden einige Einrichtungen der Lazarener von den Johannitern übernommen). Durch diese Zwistigkeiten kam zu einer Spaltung des Lazarus-Ordens in zwei eigenständige Priorate: das Priorat von Capua, dem auch die sizilianischen Ordenshäuser angehörten, und das Priorat von Boigny mit seinen untergeordneten europäischen Ordenshäusern. In England und Schottland wurde der Orden im Jahre 1554 aufgelöst, in Frankreich blieb er jedoch erhalten. Der Lazarus-Orden in Capua wurde im 16. Jahrhundert mit dem St.-Mauritius-Orden zusammengelegt, während er in Frankreich mit dem Orden-Unserer-Lieben-Frau-vom-Berg Carmel fusionierte.
Tracht
Die Lazarener trugen anfangs wie die Augustiner-Eremiten ein schwarzes Habit und einen schwarzen oder dunklen Mantel ohne weitere Insignien. Seit Anfang des 12. Jahrhunderts, (wahrscheinlich seit der Zeit, als Raymond du Puy, der zweite Großmeister der Johanniter, Großmeister der Lazaristen geworden war) sollen die Lazarener in Palestina und später auch in Europa dann ein einfaches oder ein getatztes grünes Stoffkreuz auf der Brust des schwarzen Habits bzw. auf der linken Schulter ihres Mantels getragen haben, um sich von den Angehörigen der anderen geistlichen Ritterorden zu unterscheiden. Die grüne Farbe des Kreuzes wird unterschiedlich interpretiert: während einige Autoren dies als Herausforderung an die moslemischen Feinde verstanden wissen möchten (grün war die traditionelle Farbe des Propheten Mohammed), sehen andere Quellen diese Farbwahl im Gegenteil als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit gegenüber der bereits erwähnten Großzügigkeit, die Saladin den Lazaristen und ihren Anhängern erwiesen hatte. Andererseits soll grün auch die traditionelle Farbe von Hospitälern gewesen sein. Aus einer Regel des Ordenshauses in Seedorf aus dem Jahre 1314 weiß man, daß die Brüder zu dieser Zeit ein einfaches quadratisches grünes Kreuz trugen. Durch den Bericht über den Besuch König Karls VI (1419) in Boigny ist bekannt, daß zu dieser Zeit nicht nur die Ordens- und Laienbrüder das grüne Kreuz trugen, sondern auch die Domestiken und Diener des Ordens. Im 15. Jahrhundert veränderte sich die Form des dann getragenen lateinischen oder griechischen Kreuzes graduell, indem die Balken des Kreuzes mehr oder weniger stark geteilt wurden. Nach der Fusion mit dem Johanniter-Orden nahmen die Lazarener die Kreuzform der Johanniter an und konnten entweder das weiße oder das grüne Kreuz tragen. Später wurden die beiden Kreuzfarben dergestalt kombiniert, daß die Lazarener ein weißes Malteserkreuz mit einer grünen Bordüre trugen (nach anderen Quellen soll dieses grün-weiße Kreuz allerdings nur der Großmeister getragen haben).
Weiterführende Literatur:
The order of St. Lazarus. A short history. Chevalier Cracroft-Brennan, 1996. (http://www.kwtelecom.com/chivalric/lazarus/history.html)
The Order of Saint Lazarus. A Short History. Alan Weaver-Hazelton, 1981
A brief History of the Order of Saint Lazarus. Jean de Beaugourdon, 1983
Order of St. Lazarus of Jerusalem. Ch. Moeller, 1910. In: The Catholic Encyclopedia. (http://www.newadvent.org/cathen/09096b.htm)
Der Aussatz. Werner Grochol, 1994. In: Krisen, Ketzerereien, Krankheiten im ausgehenden Mittelalter. Eine poluläre Medizingeschichte. Frieling Verlag, Berlin, 145-154
Wie Stefan Weinfurter in "Barbarossa und die Prämonstratenser" feststellt, ist über die Ordensgründung der Prämonstratenser weit mehr bekannt als über die weitere Geschichte. Zwar hatte der Orden eine relativ große kirchengeschichtliche Bedeutung (als erster Predigerorden) innerhalb des Hochmittelalters, und durch seine kolonisatorischen Leistungen - insbesondere während der Stauferzeit - war er auch von hoher reichsgeschichtlicher Bedeutung. Dennoch war seine Blüte relativ kurz.
1. Die Entstehungsgeschichte
Die Entstehung des Prämonstratenserordens fiel in die Zeit des Papstschismas. Den ersten Schritt zur Ordensgründung ermöglichte Papst Calixt II im Jahre 1119, indem er Norbert von Xanten die Gründung und Leitung eines Klosters in der Diözese Laon gestattete.
1.1. Norbert von Xanten
Norbert von Xanten, der Gründer des Prämonstratenserordens, stammte aus einem vornehmen Grafengeschlecht. Er wurde 1080 wohl in Gennep bei Kleve geboren, wurde von seinen adligen Eltern für den geistlichen Stand bestimmt, nachdem diesen in einem Traumgesicht der Lebensweg ihres Sohnes offenbart worden sei.
Entsprechend seines adligen Standes erhielt er, ohne irgendeine kirchliche Weihe empfangen zu haben, eine Kanoniker - Pfründe zu Xanten.
Entsprechend dem Lebensstandard des hochmittelalterlichen Adels, führte Norbert dort ein mitunter ausschweifendes Leben.
Laut einer seiner Viten soll er im Jahre 1115 durch "göttliche Hilfe" vor dem Tod durch einen Blitzschlag gerettet worden sein; andere Quellen sprechen von "einem persönlichen Schicksalsschlag", der ihn bewogen haben soll, seine innere Einstellung zum Leben zu ändern und nach christlich - geistlichen Prinzipien auszurichten.
Daraufhin verließ Norbert von Xanten seine Pfründe in St. Victor, in Xanten, mit dem Ziel, eine geistliche Ausbildung und die höheren Weihen zu erlangen.
Die Ausbildung erfuhr er im Kloster Siegburg ( es gehörte der Reformgruppe der Cluniazenser - Klöster an), und in Köln wurde er zum Priester geweiht. Danach verteilte Norbert seinen ganzen Besitz und beschloß (zeitweise) als Einsiedler zu leben. Heute kann man - m.E. - diese extreme Form der Kontemplation, der Norbert sich zuwandte, als Versuch sehen, um sich "zu Sammeln". Anschließend wandte er sich mit konkreten neuen Zielen einer bis dato unbekannten, bzw. mit dem Geruch des ketzerhaften verbundenen, Form des geistlichen Lebens: Er wirkte, und zwar mit wachsender Popularität, als Wanderprediger. Sozusagen in "Vorwegnahme" des franziskanischen Ideals predigte er "ein Leben nach dem Evangelium, ein Leben in Armut, Demut und Buße". Solche Ziele standen in dem Ruf, "häretisch" also "ketzerisch" zu sein. So trug diese Tätigkeit zunächst Norbert von Xanten die Verfolgung durch die Bischöfe ein.
1118 kam es während eines Konzils in Fritzlar zu einer emotionsgeladenen Aussprache, während der Norbert von Xanten heftig attackiert wurde. Ihm wurde vorgeworfen, das Priesteramt unberechtigt auszuüben (was faktisch falsch war), daß er sich fälschlich als Mönch bezeichne, obwohl er in keinem Kloster lebe, und daß er sich falsch (d.h. ärmlich) kleide.
Allgemein wird Norbert von Xanten Sprachgewalt und ein großes Predigertalent nachgesagt. Nach einem seiner Biographen soll er auch in Fritzlar durch bravouröse Rhetorik geglänzt haben.
Im Anschluß an das Konzil erwirkte er bei Papst Gelasius II die Erlaubnis, frei und ungehindert zu predigen. Einzelne Quellen behaupten, die Kirche habe das außergewöhnlich kraftvolle Talent Norberts nicht verlieren und an sich binden wollten. Da aber die Kirche bereits zu jener Zeit mit anderen "kraftvollen Talenten" weitaus anders verfahren hat, ist meiner Ansicht nach die Annahme berechtigt, daß Norbert schon zu dem Zeitpunkt einflußreiche, weltliche wie klerikale Fürsprecher gehabt hatte. (Schon während seiner Zeit als Kanoniker in Xanten hatte er enge freundschaftliche Kontakte zu dem Umfeld Kaiser Heinrich V. und zu Erzbischof Friedrich von Köln unterhalten.).
Begreiflicherweise blieb die Amtskirche dem Wanderpredigerleben Norbert von Xanten´s gegenüber mißtrauisch - war sein Wirken doch dadurch zu schwer zu kontrollieren.
Der reformwillige Bischof von Laon (Bartholomäus) bot ihm 1122 an, sich in seinem Bistum einen Ort auszuwählen, in dem er sich niederlassen könne. Meines Erachtens hatte Bartholomäus von Laon, der nach verschiedenen Quellen eine große Sympathie für von Xanten hegte, erkannt, daß diesem, würde er weiterhin auf seinen Anspruch beharren, als Wanderprediger die "Vita apostolika" (apostolisches Leben) umzusetzen, Gefahr für sein Leben drohte.
Norbert ging auf dem Vorschlag ein und gründete in einem, ca. zwanzig Kilometer von Laon entfernten Tal das Kloster Premontre.
Während bereits Norberts Eltern bei der Zukunftsplanung für ihren Sohn von einem "Traumgesicht" geleitet worden waren, begründete auch Norbert von Xanten viele seiner Entscheidungen durch göttlich "inspirierte" visionsähnliche Traumerscheinungen. Wenn auch zur gleichen Zeit etwa so etwas wie eine "Verwissenschaftlichkeit" der Theologie, durch eine heraufkommende Scholastik begann, so hat auch die, nachher im Spätmittelalter zur vollen Blüte gelangte Mystik, im 11. Und 12. Jahrhundert seine Wurzeln. Ähnlich wie Bernhard von Clairveaux war auch Norbert von Xanten einer mystischen Gottes bzw. Weltauffassung verhaftet.
Das Wort Premontre (frz. = Traumgesicht) läßt sich darauf zurückführen, daß von Xanten seine Wahl des Tales bei Laon damit begründete, daß ihn diese in einer visionären Erscheinung nahegelegt worden sei.
Nach der Gründung des Klosters Premontre blieb Norbert weiterhin Wanderprediger, verfolgte nun aber das Ziel, daneben weitere Niederlassungen des Klosters von Premontre zu gründen. Auf deutschen Boden war das Kloster Cappenberg (eine Stiftung des Grafen Gottfried von Cappenberg, 1122) die erste Niederlassung der an Premontre gebundenen Klöster.
Im Frühjahr 1126 erreichte Norbert von Xanten die Anerkennung seines Ordens durch Papst Innozenz II.
Noch im gleichen Jahr übernahm Norbert von Xanten die Erzdiözese Magdeburg, wo er zuvor ein Prämonstratenser Kloster gegründet hatte.
Zwar hatte von Xanten dem Orden eine Regel gegeben, seine eigentliche Gestalt wurde aber durch den zweiten Abt von Premontre, Hugo von Fosses (1128 - 1161) geprägt.
1.2. Die weitere Entwicklung des Ordens
Hugo von Fosses war einer der ersten Schüler Norbert von Xantens, und von früh an sein ständiger Begleiter gewesen.
Von Xanten weigerte sich zunächst, seine Führungsrolle innerhalb des Ordens aufzugeben, nachdem er 1126 Erzbischof von Magdeburg geworden war. Nach zweijährigen Verhandlungen erreichte Hugo von Fosses 1128 das Zugeständnis von Xantens, auf seine Führungsposition und die damit verbundenen Rechte an Premontre und den übrigen Klöstern und Stiften, mit wenigen Ausnahmen, wie in Cappenberg, zu verzichten. Hugo von Fosses wurde Abt von Premontre. Die übrigen Stifte erhielten eigene Äbte und Pröbste; sie wurden dadurch selbständige Konvente.
Die neue Leitung verfaßte um 1130 "Consuetudines", in denen u.a. festgelegt wurde, daß von allen Klöstern (bzw. deren Leitungen) die Regel in einer Weise nur ausgelegt werden dürfe. Das bedeutete, daß in allen Abteien dieselben Bücher (soweit es den Gottesdienst betrifft), dieselbe Kleidung, dieselbe Art des Lebensunterhalts und dieselben Sitten Verwendung zu finden, bzw. zu gelten haben.
Zwei weitere Bestimmungen sind wesentlicher:
1. Es wurde die Rolle des Vaterabtes eingeführt. Dieser Vaterabt (der Abt von Premontre) hatte, anders als in älteren Orden keine alleinigen Machtbefugnisse, daß heißt, er konnte nicht willkürlich in Maßnahmen eingreifen, die in den Filliationen (Tochterklöstern) getroffen wurden. Dies führt zu einer weiteren Regelung, die in den Consuetudines zu entnehmen ist.
2. Der Vaterabt konnte nur Entscheidungen treffen, die sich auf dem gesamten Ordo beziehen. Aber auch diesbezüglich sollte der Vaterabt nicht mehr einfach nach dem eigenen Ermessen handeln. Es wurde festgelegt, daß alle Äbte zweimal jährlich zu einem Kolloquium zusammen kommen müssen, um die Angelegenheiten des Ordo zu regeln.
Dieses Modell entsprach dem Generalkapitel der Zisterzienser, und war dieser Reformgruppe monastischen Lebens bereits 1119 päpstlicherseits bestätigt - das heißt anerkannt worden.
Aber die Consuetudines von 1130 sorgten auch für Auseinandersetzungen innerhalb des jungen, sich im Aufbau befindlichen Ordens. Darin wurde u.a. die Amtshoheit der Bischöfe gegenüber den Reformkanonikern (Prämonstratensermönchen) betont. So konnten z.B. Äbte durch die "Erlaubnis", oder eben auch auf Geheiß der Bischöfe, dem Generalkapitel fernbleiben. Die Mehrzahl der nach 1126 /28 entstandenen Stifte, wurden direkt an die Diözesanbischöfe übereignet. Im Falle von Cappenberg und Varlar wurde dies jetzt nachgeholt.
Diese Vorgänge steigerten das Interesse der Bischöfe an den Prämonstratensern erheblich (s. unten).
Eine stramme Zusammenfassung des Ordens war aber durch die zerklüfteten Besitzverhältnisse zunächst nicht möglich.
Trotz der oben genannten Richtlinien der Consuetudines von 1130 formten die Einzelnen Prämonstratenserstifte z. T. sehr unterschiedliche Rechtsverhältnisse aus, so konnten sich z.B. einige Stifte nicht dagegen wehren, daß Vögte, von seiten des jeweiligen Stifter, eingesetzt, und die Klöster dadurch kontrolliert wurden.
Eine noch gravierende Schwierigkeit für die Zentralisierung und Vereinheitlichung des Ordens, ergab sich daraus, daß die Prämonstratenser der Magdeburger Kirchenprovinz (nach von Xantens Tod 1134) und andere deutsche Prämonstratenser - niederlassungen, den Vorrang von Premontre nicht anerkannten. Die Magdeburger Prämonstratenser befolgten andere Regeln hinsichtlich ihrer Kleidung und der Speisen, als die an Premontre gebundenen Konvente.
Kurz vor der Mitte des 12. Jahrhunderts begann sich eine Schrittweise Annäherung von Magdeburg und Premontre, sowie eine Verdichtung der einzelnen Einheiten zu einem wirklichen Orden, abzuzeichnen: Allerdings waren hierzu etliche Eingriffe päpstlicherseits erforderlich.
Ca. 1150 erschienen neue Consuetudines, in denen sich eine neue Ordenspolitik Hugo von Fosses widerspiegelte. Die entscheidende inhaltliche Neuerung war die Aufteilung in verschiedene Ordensprovinzen, die jährlich von zwei Circatores - so etwas wie Kontroll - Inspektoren, einmal visitiert werden sollen. Diese "Inspektoren" hatten in letzter Instanz dem Generalkapitel Bericht zu erstatten.
(Circatores leitet sich von Zirkarien - heute: Bezirke - ab und war somit ein Synonym für die einzelnen Ordensprovinzen).
Als erster Orden hatten damit die Prämonstratenser einen Relativ beweglichen Kontrollapparat, bzw. eine "Kontrollbehörde" eingeführt.
Weitere Inhalte dieser Consuetudines von 1150 waren ein striktes Verbot von leinener Kleidung und eine Betonung der Befehlsgewalt des Generalkapitels.
Die Rolle des Vaterabts als "Alleinherrscher" wurde noch mehr geschmälert.
Etwa zur gleichen Zeit wurde die Gestalt Norbert von Xantens als Integrationsträger für den Gesamtorden aufgebaut. So wurde z.B. - eine glatte Erfindung - das Gerücht verstreut, Norbert von Xanten habe seinerzeit das erste Generalkapitel ins Leben gerufen, dem sich heute alle unterzuordnen haben. Ebenfalls in dieser Zeit, und zwar im Kloster Premontre selbst, entstanden die Viten Norbert von Xantens.
Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts begannen manche Abteien der Prämonstratenser, sich an die Staufer anzulehnen. Zum Beispiel gewährte Barbarossa der Abtei Floreffe, eine zu Premontre im Führungswettstreit stehende Abtei, allgemeinen Schutz, Wahrung der Rechte und Gesetze der Abtei und bestätigte deren Besitzstand.
Im Juni 1254 soll Barbarossa die Prämonstratenser von allen Steuern und Zollabgaben, in seinem Reich, befreit haben. Dies untermalt das nahezu sprichwörtlich gute Einvernehmen und die Vorliebe Friedrich I. für diesen Orden.
Während des Papstschismas nach 1160 bekannte sich ein großer Teil der Prämonstratenser zum Gegenpapst und steuerte einen extremen Kurs gegen Premontre.
Barbarossa, bzw. Rainald von Dassel betrieben entschieden eine Politik zur Förderung des Papstschismas und stützen den Gegenpapst (Victor IV - 1159 - 1164). Ebenso wie die Prämonstratenser, vor allem jene auf deutschem Boden.
Bis 1200, nach Beendigung des Papstschismas um 1177 hatte sich der Prämonstratenserorden im Grunde zu einer Ordenseinheit konsolidiert, wobei die Magdeburger Prämonstratenser wohl fast das ganze Mittelalter hindurch eine Sonderrolle eingenommen haben dürften.
3. Aufgaben und Funktionen des Prämonstratenserordens:
3.1 Aus kirchengeschichtlicher und ordensgeschichtlicher Sicht:
Die Strategie des Prämonstratenserordens zur "Hinwendung zur aktiven Seelsorgearbeit war ein Novum in der Geschichte des abendländischen Mönchtums." (Backmund).
Einen wirklichen Mönchsorden, der sich mit aktiver Seelsorge und Verkündung befaßte, hat es bis zur Entstehung der Prämonstratenser nicht gegeben.
Der erste große Mönchsorden, die Benediktiner, hatten wie alle zunächst folgenden (Zisterzienser, Kamaldulenser etc. kontemplativen, das heißt beschaulichen, meditativen Charakter). Die Hinwendung zur Welt war verpönt, was allerdings Handarbeit ausschloß.
Schriften dominiert eine Erwähnung der Missionstätigkeit des Prämonstratenserordens.
Über die aktive Seelsorge und Missionstätigkeit ( die in diesem Orden parallel zur kontemplativen Religiosität, d.h., zum Chordienst, bestehen sollte) besorgte, ähnlich wie die Zisterzienser, dieser Orden, die Bekehrung der letzten "deutschsprachigen" Heiden, und benachbarten Völker. So waren die Prämonstratenser in Holstein, Brandenburg, Pommern und anderen östlichen Gebieten, erfolgreich tätig.
3.2 Aus reichs - und kulturgeschichtlicher Sicht:
Eng verknüpft mit der Missionierung war die Kolonisationsarbeit der Prämonstratenser. Im hohen Mittelalter waren ja Christentum und weltliche Herrschaft auf das engste miteinander verbunden. Weltliche Herrschaft, ohne zumindest vordergründiges Bekenntnis zum Christentum war, aufgrund der hohen Machtposition der Kirche kaum möglich.
Der Stauferkaiser Friedrich I. verstand es sehr geschickt, kirchliche Funktionsträger, wie die Orden der Zisterzienser und Prämonstratenser - oft gegen den Willen des Papstes, für seine Zwecke (Ausweitung des Reiches) zu instrumentalisieren.
Eine wichtige Verbindungspersönlichkeit zwischen Kaisermacht und diesen Funktionsträgern war schon zur Zeit von Lothar III., Otto, Bischof von Bamberg, der durch die von ihm initiierte Missionstätigkeit in den oben erwähnten Gebieten, über die christliche Ideologisierung den Boden für eine Machtübernahme durch das Kaisertum bereitete.
4. Ordenskleidung
Die Bekleidung der Prämonstratenser war weiß. Während des Hochmittelalters schrieb die Kleiderordnung Wollgewänder vor, später Leinen. Sie bestand aus einem weiten, knöchellangen, langärmeligen Untergewand, einem Zingulum (Gürtel) und einem langen, oft mit einer Kapuze versehenen Skapulier.
5. Bedeutende Niederlassungen im heutigen deutschen Sprachraum
Hier sind zum Beispiel die ehemaligen Wasserburgen Cappenberg und Veßra, in das ehemals sehr reiche, noch heute als Prämonstratenser - Konvent praktizierende Hombruch (Duisburg) Nordrheinwestfalen zu nennen, Quedlinburg "Unser Lieben Fraue" in Magdeburg, im heutigen Sachsen - Anhalt, Leitzkau in Sachsen, Jerichow in Brandenburg. Hinzu kommen die Domkapitel von Havelberg, Brandenburg und Ratzeburg.
Sehr empfehlenswert sind Besuche der Stiftskirchen zu Cappenberg und Knechtseden, des wunderschönen Klosters Jerichow und des Havelberger Domes. In Sayn und Hombruch findet man noch schön erhaltene Kreuzgänge vor.
Weiterführende Literatur
BACKMUND, PATER DR. NORBERT: "Geschichte des Prämonstratenser - Ordens",
Morsak - Verlag, Grafenau, 1986.
"BARBAROSSA UND DIE PRÄMONSTRATENSER", Hg. und Verlag: Gesellschaft für
staufische Geschichte Göppingen, Göppingen, 1989.
PERNOUD, REGINE: "Die Heiligen im Mittelalter, Frauen und Männer, die ein
Jahrtausend prägten. Mit einem Kapitel über die deutschen
Heiligen im Mittelalter.", Gustav Lübbe - Verlag, Bergisch
Gladbach, 1984.
Die hier aufgeführten Artikel stammen von : Dr. Ruth Hirschberg, Jochachim Meinicke, Ronald Vetter; Frank Dierkes, Ulrich Scheunemann und Carsten Baumann und sind alle nochmal in der Tavernenrubrik von Tempus Vivit unter folgendem Link : TEMPUS-THREAD ebenfalls zu finden