Das weiße Kreuz des Friedens auf der blutroten Walstatt des Krieges
Wahrzeichen und Bekleidung des Ordens im Laufe der Jahrhunderte
(c) Joachim Meinicke
Diese kurze Übersicht basiert auf einen entsprechenden Eintrag des Autors in der tempus-vivit Taverne vom Februar 1999 und ist, obwohl wesentlich ergänzt, weit davon entfernt, vollständig zu sein oder danach zu streben. Vielmehr soll dem (an der Darstellung eines Johanniters) Interessiertem ein erster Überblick vermittelt werden, bevor er sich selber in die weiterführende Recherche stürzen kann. Die angeführten Quellen wie auch die übergeordnete Literaturauflistung der I.G. Hospitalis seien dabei eine lohnende Hilfe. Belegbare Ergänzungen oder Korrekturen läßt der Autor nach Benachrichtigung gerne und dankbar einfließen.
Man sollte meinen, daß alle Epochen eines so großen Ordens bestens dokumentiert sind, was für das in diesem Artikel behandelte Thema leider erst für den Zeitraum nach dem Verlust von Outremer zutrifft. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ein Siegel von der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stellt die älteste Quelle für eine vom Orden verwendete Kreuzform dar. Weitaus mehr bebilderte Primärquellen sind uns hingegen von der Belagerung von Rhodos und Malta erhalten geblieben.
Die heute so bekannte Kreuzform, mit der heraldischen Bezeichnung Malteserkreuz, die man automatisch mit dem Orden in Verbindung bringt, läßt sich vor der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erst gar nicht nachweisen.
Auf jeden Fall sollte man sich bei der Betrachtung von einer genau geregelten Uniformierung frei machen. Diese ist im fortgeschrittenem Stadium erst in der Neuzeit anzutreffen. Auch wird es regional - der Orden stellt ja eine frühe multikulturelle Vereinigung dar - deutliche Unterschiede gegeben haben.
Ab 1099 - Outremer
Ernst Staehle führt an, daß die Bruderschaft, die noch nicht einmal feste Regeln besaß, sich schon damals durch einen schwarzen Mantel mit einem weißen Balkenkreuz nach Außen hin kennzeichnete.
Grund hierfür dürfte der ebenfalls schwarze Habit der Benediktiner als auch der Augustiner sein, deren Regeln die Hospitaliter folgten. Zwischen 1120 und 1160 wurde dann wohl festgelegt, daß ein weißes Kreuz im Schulterbereich des schwarzen Mantels getragen werden soll.
Terence Wise schreibt, daß der später entstandene militärische Zweig des Ordens erst weiße Mäntel mit dem roten Jerusalemkreuz getragen hat, dazu einen weißen Waffenrock mit einem einfachen roten Kreuz darauf. Es muß sich dabei aber nicht um feste Mitglieder des Ordens, wohl aber um die ersten Ritter, die für ihn kämpften, gehandelt haben. Im Kampf wurde ein weißes Banner mit dem rotem Jerusalemkreuz sowie roten Tropfen, die das heilige Blut verkörpern, geführt.
Ab 1130 zeigt auf Erlaß des Papstes das Banner des Ordens ein weißes Kreuz auf rotem Grund.
Spätestens ab jetzt trägt auch der militärische Zweig den schwarzen Mantel mit weißem Kreuz. Das Kreuz sitzt in der Regel auf der linken Schulter. Verschiedene Kreuzformen sind möglich. Belege existieren vor allem für lateinische, durchgehende und getatzte Kreuze, ja sogar für Tatzenkreuze, die man ja eigentlich immer gern den Templern zuordnet. Auf dem Siegel des Priors von Manosque, Frankreich, von 1216 erkennt man ein an den vier Enden eingekerbtes, getatztes Kreuz, das schon entfernt an das spätere Malteserkreuz erinnert. Wir müssen uns besonders für diesen Zeitraum frei davon machen, daß der Orden nur eine einzige Kreuzform verwendete. Es gab auch keine exklusive, ihm vorbehaltene Form - alle verwendeten Formen entsprachen dem modischen Zeitgeist dieser Epoche und wurden in ganz Europa nicht nur von den Johannitern verwendet. Auf jeden Fall war das Ordenskreuz weiß!
Wie müssen wir uns einen frühen Ritter des Ordens vorstellen, der vielleicht noch nicht einmal festes Mitglied war, sondern möglicherweise nur als bezahlter Söldner für ihn kämpfte? R. Hook hat in "The Crusades" versucht, solch einen Ritter um 1150 darzustellen. Neben der typischen Ausrüstung dieser Epoche trägt er als ordensspezifische Merkmale einen schwarzen Mantel mit einem weißen, lateinischen Kreuz auf der Schulter. Außerdem ist an seiner Lanze ein Schwalbenschwanz-Pennon mit durchgehendem, weißen Kreuz auf rotem Grund befestigt. Weder seine sonstige Kleidung noch die Farben seines Schildes deuten auf den Orden hin.
R. Scollins hat in "The Knights of Christ" den Versuch unternommen, einen späteren Ritter des Ordens darzustellen, datiert auf das 12. - 13. Jahrhundert. Er trägt natürlich den schwarzen Mantel mit einem weißen, getatzten Kreuz auf der Schulter. Zusätzlich trägt er nun noch einen schwarzen Wappenrock, ebenfalls mit einem weißen, getatzten Kreuz auf der Brust. Diese Kreuzform ist die älteste für den Orden belegte Form (s.o.). Für das 12. Jahrhundert hat sich laut Terence Wise keine einzige Abbildung einer verwendeten Kreuzform überliefert.
Auf der gleichen Zeichnung befindet sich ein Turkopole und ein Fußsoldat des Ordens. Nur ihre Schilde tragen die Kennzeichnung des Ordens. Der Turkopole trägt einen kleinen Rundschild mit weißem, durchgehendem Kreuz auf schwarzem Grund. Der Fußsoldat trägt ein Normannenschild der späteren Zeit (schon mit der abgeflachten Oberkante), der Schild ist schwarz grundiert, oben links befindet sich ein kleines weißes, schwebendes Kreuz.
Wir dürfen bei diesen gerade besprochenen Zeichnungen nicht vergessen, daß es sich nur um Vermutungen des Künstlers handelt, seien sie auch nach noch so fundierter Recherche entstanden. Primärquellen scheinen nicht zu existieren.
Unter diese Warnung möchte ich auch die vielen Lesern sicher bekannte Abbildung der zwei Johanniterinnen des 12./13. Jahrhunderts in dem im letzen Jahrhundert entstandenem Buch zur Kostümkunde von Braun & Schneider einreihen. Die Quellenlage dieser dem Johanniterorden schon sehr frühzeitig angegliederten Schwesternschaft ist besonders für die frühe Epoche noch dürftiger als bei dem männlichen Orden. Wir sollten auch bei ihnen davon ausgehen, daß die Grundfarbe schwarz mit dem weißen Kreuz in Verbindung mit der üblichen Nonnentracht gewesen ist.
Ab 1256 (bis zum Ende seiner kriegerischen Auseinandersetzungen) scheint der Orden mehr und mehr dazu übergegangen sein, in der Schlacht einen roten Wappenrock mit einem durchgehendem, weißen Kreuz zu verwenden. In Friedenszeiten trugen auch die Ritter wieder gleich dem klerikalem Zweig schwarz.
Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Bruder John Longstrother, Großpior von England wird beispielsweise 1471 in der Schlacht von Tuwkesbury mit einem schwarzen, langen Waffenrock (mit kleinem, weißem, achtspitzigem Kreuz über dem Herzen) über seiner Plattenrüstung dargestellt. Grund hierfür dürfte sein, daß Longstrother in dieser Schlacht seiner Rolle als weltlicher Feudalherr wahrnahm.
Wie dem auch sei, der Mantel blieb stets schwarz! Das achtspitzige Kreuz wurde nur mit dem Habit getragen, nicht in der Schlacht.
Ab 1291 - Zypern und Rhodos
Die Habite waren im Prinzip schwarz, aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde hin und wieder braun getragen. Ebenso waren den Brüdern die Farben blaugrau und dunkelblau erlaubt.
Ein Siegel eines Komturs von 1355 zeigt auf rotem Grund zwei weiße Kampfäxte, darüber ein kleines, ebenfalls weißes, schwebendes Kreuz. Überhaupt scheint das einfache schwebende, aber auch das durchgehende Kreuz bevorzugt auf Siegeln und Wappen Verwendung gefunden zu haben. Nicht nur in dieser Epoche.
Viel der in Stein gehauenen Heraldik an den Häuserwänden ist auf Rhodos auch heute noch zu bestaunen. Bei den Großmeisterwappen fällt dabei auf, daß diese entweder ihre ursprünglichen Familienwappen in einem quadrierten Wappen mit einem einfachen, durchgehenden Kreuz kombinierten oder ihre Familienwappen isoliert neben das Wappen mit dem einfachen Kreuz stellten. Hin und wieder findet man so auch Familienwappen von Brüdern dargestellt, die keine Großmeister waren, sicher ein Beweis dafür, daß sich jetzt auch im Orden allmählich der Hang zu Prunk und Selbstdarstellung durchsetzte.
Ansonsten verwendete der Orden sehr oft Ankerkreuze sowie ähnliche, an den vier Enden eingekerbte Kreuzformen. Hin und wieder findet man auf Abbildungen dieser Zeit auch schon das Malteserkreuz - aber Achtung. Gemäß der ausführlichen und plausiblen Recherche von Michael Foster handelt es sich hierbei um später durchgeführte Retuschierungen! Kein Malteserkreuz vor Malta!
In "Armies of the Middle Ages" finden wir die Darstellung von Bruder Bernat de Foixa, gestorben 1382. Er ist mit schwarzem Mantel mit weißem Kreuz auf der Schulter abgebildet, bei dem Kreuz handelt es sich um das Malteserkreuz. Eine ältere Abbildung dieser Kreuzform ist dem Autor nicht bekannt, leider müssen wir aber, wie gerade schon ausgeführt, von einer nachträglichen Übermalung der Kreuzform ausgehen. Desweiteren trägt Bruder Bernat den roten, jetzt nur noch bis zum Schritt reichenden Schlachtwaffenrock mit weißem lateinischen Kreuz über der typischen Übergangsrüstung des 14. Jh. Er trägt Kettenfingerhandschuhe. Dem Begleittext entnehmen wir, daß diese in früheren Zeiten beim Orden verboten waren. Vermutlich fielen Fingerhandschuhe unter eitlen Zierat.
Das Buch beinhaltet weiterhin die Darstellung eines Ritters im Habit zur Zeit der ersten großen Belagerung von Rhodos 1480. Die schwarze Wolltunika reicht bis zu den Füßen. Er trägt eine schwarze Kappe. In Verbindung mit dem roten Schlachtwaffenrock wäre übrigens auch die Kappe rot. Die Haare wurden in dieser Epoche übrigens trotz Tonsur modisch lang getragen. Länge Bärte tauchen eher seltener auf. Notiz am Rande: Noch 1449 sah die Bestrafung für Nachlässigkeit während der Wache das Abschneiden von Kopfhaar und Bart vor.
In "The Knights of Christ" sind weitere Ritter des 15. Jahrhunderts zur Zeit der Belagerung von Rhodos dargestellt. In Kriegszeiten tragen auch sie einen jetzt sehr kurzen, tabardähnlichen roten Überwurf mit dem durchgehenden weißen Kreuz auf der Brust über ihren Plattenrüstungen. Teilweise sind diese Überwürfe mit kleinen Nieten oder religiösen Sinnsprüchen verziert.
Von der Zeit der Belagerung von 1480 sind uns viele Abbildungen der Banner und Flaggen des Ordens erhalten geblieben. Das Banner des Ordens hatte eine annähernd quadratische Grundform. Es zeigt schlicht und einfach das weiße, durchgehende Kreuz auf rotem Grund. Einige Flaggen zeigen auf viergeteiltem Feld neben dem weißen durchgehendem Kreuz auch rote, getatzte Kreuze auf weißem Grund. Sie werden dem Großmeister zugeschrieben, der das Recht besaß, sein Familienwappen mit dem des Ordens zu kombinieren. Auf weiteren Flaggen dominieren weiße durchgehende oder schwebende Kreuze auf rotem Grund. Auch Ankerkreuze sind zu finden. Eine als Schlachtflagge bezeichnete Abbildung zeigt auf blauem Grund den Gekreuzigten neben Maria und Johannes dem Täufer. Figuren und Rand sind in Gold gehalten.
Die wohl bekannteste Darstellung eines Ritters des Ordens ist die von Bruder Alberto Aringhieri auf einem etwa 1505 entstandenem Fresko. Der Ritter kniet betend vor dem Befestigungswerk von Rhodos. Er trägt den schwarzen Habit, der Mantel ist geschlossen so daß das kleine, weiße achtspitzige Kreuz auf seinem Herzen ruht. Er trägt keinen Bart, die Haare sind sehr kurz.
Ab 1530 - Malta
Um 1530 scheint die Kleidung dann zunehmend der weltlichen Mode zu folgen, sie wird immer prunkvoller, reich verzierte Borten finden Verwendung.
Im 16. Jahrhundert scheint man dazu übergegangen zu sein, den roten Überwurf auf der Rüstung wegzulassen. Statt dessen wurde im ansteigenden Maße die Brustplatte der Rüstung mit dem achspitzigen Kreuz verziert. Das Kreuz nimmt schon ab der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts zunehmend mehr Platz auf der Rüstung ein.
Die Abbildung des Großmeisters Philip de l'Isle Adam (1521 - 1534) zeigt ihn im reich verziertem schwarzen Habit mit achspitzigem Kreuz auf Brust und Mantel. Er trägt zudem eine weiße Halskrause.
Der ebenfalls berühmte Großmeister Jean de la Valette-Parisot wird auf einem zeitgenössischem Gemälde während der Belagerung Maltas mit dem roten Waffenrock mit weißem, durchgehendem Kreuz über der Rüstung dargestellt. Als Besonderheit besitzt sein Waffenrock etwa ellenbogenlange Ärmel, auf denen sich je ein schwebendes weißes Kreuz befindet.
Auf der bekannten Abbildung, die einen Krankensaal im Großen Hospital in Valetta zeigt, sehen wir Ritter bei der Krankenpflege. Sie tragen lange Gewänder mit langen, weiten Ärmeln. Leider ist die Darstellung nicht farbig, so daß keine Aussage zu der verwendeten Farbe der Gewänder gemacht werden kann, sie ist aber definitiv nicht schwarz. Auch sonst sind keine Ordenszeichen zu erkennen. Auf dem Kopf tragen sie baskenmützenähnliche Kopfbedeckungen. Die meisten haben lange Bärte.
Auch die Flotte des Ordens wurden mit den Wahrzeichen des Ordens geschmückt, besonders natürlich die Galeere des Großmeisters. Eine Abbildung in "The Knights of Christ" zeigt die Bordwand schwarz mit vergoldeten Verzierungen, die Segel in rot/weiß gehalten mit je einem riesigen achtspitzigen weißem Kreuz. Die Staatsgaleere des Großmeisters Cotoner wird in der Mitte des 17. Jahrhunderts ebenfalls mit unzähligen Flaggen mit dem durchgehendem weißen Kreuz auf rotem Grund dargestellt. Die Segel sind auf der Abbildung leider gerafft.
Die Abtrennung der evangelischen Ballei Brandenburg hat natürlich auch Abweichungen in der Gestaltung der Ordenszeichen zur Folge gehabt. Auf einer Schautafel von 1728 sieht man, daß hier anscheinend ein weiß-rot geteiltes Malteserkreuz verwendet wurde.
Kleine Anmerkung am Rande: Als Friedrich der Große 1740 den Orden "Pour le merite" für höchste Leistung der Tapferkeit stiftet, erhielt dieser die Form des achtspitzigen Malteserkreuzes.
Kurioserweise wird der letzte Großmeister auf Malta Ferdinand von Hompesch zu Bolheim auf einem Gemälde mit einem roten (!), innen weiß gefütterten Mantel dargestellt. Seine Rüstung trägt auf der Brustplatte das weiße Malteserkreuz.
Ab 1798
Der von 1853 bis 1883 amtierende Herrenmeister des Johanniterordens Friedrich Karl Alexander, Prinz von Preußen wird auf einem Bildnis noch immer mit dem traditionellen schwarzen Mantel mit einem großen, weißen Malteserkreuz auf der Schulter dargestellt. Der Mantel ist jetzt aber weiß gefüttert.
Der heutige Großmeister des Malteserordens (katholisch) Bruder Andrew Bertie trägt gleich seinem Vorgänger Bruder Angelo de Mojana di Cologna eine prunkvolle rote Uniform, während der Herrenmeister des Johanniterordens (evangelisch) Oskar Prinz von Preußen gleich seinem Vorgänger und Vater Wilhelm-Karl Prinz von Preußen einen einfachen schwarzen Mantel mit dem weißen Malteserkreuz zu Hemd und Krawatte bevorzugt.
Der Präsident der JUH (Johanniter-Unfall-Hilfe) trägt eine graue Uniform mit kleinen Ordensabzeichen. Die JUH führt ein rundes Symbol mit dem gleichen achtspitzigem Kreuz auf rotem Grund. Das katholische Gegenstück der MHD (Malteser Hilfsdienst) wählte ein schildförmiges Symbol ebenfalls mit dem weißen Malteserkreuz auf rotem Grund.
Wird ergänzt - Stand: 25.11.2000
Literaturnachweis:
Johanniter und Templer |
E. Staehle |
Weishaupt-Verlag |
ISBN 3-7059-0060-9 |
The Knights of Christ |
T. Wise, R. Scollins |
Osprey Military (Men at Arms Series) |
ISBN 0-85045-604-5 |
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Wappenkunde |
O. Neubecker |
Orbis Verlag |
ISBN 3-572-01675-4 |
The Crusades |
D. Nicolle, R. Hook |
Osprey Military (Elite Series) |
ISBN 0-85045-854-4 |
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Armies of the Middle Ages, Volume 2 |
Ian Heath |
Wargames Research Group Publication |
|
Johanniter und Malteser |
E. Bradford |
Universitas |
ISBN 3-80004-1047-8 |
Die Johanniter - Verbandzeitschrift |
div. |
Beta Verlag |
|
A History of the Maltese Cross, as used by the Order of St John of Jerusalem |
M. Foster |
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Heraldic Tour of Rhodes |
Francois Velde |