Das Scriptorium,

so wird die Schreibstube genannt, die vom Volke viel bestaunet wird. Hier sitzt der Hansekaufmann über seinen Büchern. Die Tinte bringt er mit dem Gänsekiel aufs Pergament. Immer wieder taucht er die Feder in sein Tintenhorn. Immer geheimnisvoller erscheint dem Leseunkundigen sein schwarzer Text.

Manesse Schreiber Die Sitte solcherart Buch zu führen hat der weitgereiste Kauffahrer aus Italien mitgebracht. Aber nicht allein dem Geschäft soll die Schrift dienen. In jeder freien Minute notiert der Bürgersohn die alten und neuen Lieder, welche er aus der Fremde mitgebracht hat.

Initial und Textura sind schmuckvollen Urkunden vorbehalten. Hier kommen seltene Farben zum Einsatz. Fast unsichtbare Linien, mit dem Eberzahn vorgezogen, geben der Schrift Gleichmaß. Von Zeit zu Zeit schneidet der Schreiber den Kiel mit seinem Skalpell nach.

Aus Dornenzweigen, Eisenvitriol und Galläpfeln ist seine tiefschwarze Tinte bereitet. Geheimnisvolle Zutaten wie Gummi Arabicum lässt er von weither kommen. Stunde um Stunde ward an der Rezeptur geforscht.

Farben werden aus kostbaren Halbedelsteinen wie Azurit oder Malachit gewonnen. Dazu wird der Stein sehr fein zermahlen. Leuchtendes Gelb liefert Arsen, Rot das Mennige oder die Kermesbeere.





Herbularius
© Sascha Sturm, 1998 - 2002